GESCHICHTE BAMBERGS

12. Jahrhundert

Weltchronik Frutolfs / Bischof Otto I. 1102 - 1139

Frutolf, Mönch, Bibliothekar und Magister des Benediktinerklosters auf dem Michelsberg, verfasste um 1100 eine Weltchronik, welche heute zu den wichtigsten Geschichtswerken des Frühmittelalters zählt. Sie umfasst die Zeit von der Erschaffung der Welt bis 1099. Neben dieser Chronik verfasste er ebenfalls ein wichtiges Werk zur Musiktheorie. Mit ihm arbeiteten 20 Mönche sowie diverse Wissenschaftler im Skriptorium des Klosters, die die Klosterschule und Bibliothek zu einer der bedeutendsten unter den Eliteschulen Europas machten. Nach dem Tod des Frutolfs 1103 führte Ekkehard von Aura die Chronik bis 1125 fort, ergänzte diese und nahm auch Änderungen vor, weshalb man ihn lange fälschlicherweise für den Urheber dieser Chronik hielt.

Im Jahr 1102 Übernahm der Kanzler Heinrichs IV. Otto I. (1102 - 1139) das angeschlagene Bamberger Bistum und führte es zu einer neuen Blüte. Auch ließ er den Bamberger Dom, der 1085 gebrannt hatte und nur repariert worden war, umfassend renovieren. Unter anderem erhielt die Kathedrale einen neuen Fußboden, beschädigte Säulen wurden verputzt, die Wände mit neuen Fresken versehen, der Ostchor erhöht und sowohl die Dächer als auch die Türme mit Kupfer neu eingedeckt. Nach einer zweijährigen Auseinandersetzung mit seinem Sohn Heinriche V. um die Macht im Reich starb Kaiser Heinrich IV. 1106 in Lüttich. Kurz zuvor war Heinrich V. auf dem Reichstag zu Worms als rechtmäßiger Herrscher anerkannt worden. Auch ihm stand Otto I. treu zur Seite und übernahm zahlreiche Aufgaben für das Reich.

1109 weihte Otto I. die Stiftskirche St. Jakob, die im Kern die älteste Bamberger Kirche darstellt und wohl dem Heinrichsdom gleicht. Des Weiteren bestätigt er dem Stiftskolleg den Besitz der Altenburg, die wiederum oberhalb des Jakobsbergs lag. Dies ist auch die erste urkundliche Erwähnung der Burganlage auf dem höchsten der sieben Bamberger Hügel. Der Ursprung des Namens Altenburg sowie die frühe Baugeschichte liegen im Dunkeln. Vielleicht war sie eine Fluchtburg oder Absicherung nach Westen für die Burg auf dem Domberg, die ja strategisch günstig Über dem Fluss, jedoch nicht auf dem höchsten Punkt der Umgebung lag. In jedem Fall diente sie im 14. und 15. Jahrhundert als Dienstsitz der Bamberger Bischöfe.

Um 1110 gründete Bischof Otto I. das Aegidienspital am Michelsberg (heute Aufseesianum).

Heinrich V. wurde 1111 in Rom von Papst Paschalis II. zum Kaiser gekrönt.

Im Jahr 1114 weiht Otto I. die erneuerte Kirche des Klosters Banz.

1117 erschüttert ein schweres Erdbeben große Teile Mitteleuropas, in Bamberg wurde das Kloster auf dem Michaelsberg schwer beschädigt doch konnte die Kirche bis 1121 wieder instandgesetzt werden. Der Investiturstreit zwischen Papst Gregor VII. und Kaiser Heinrich IV. konnte auf dem Wormser Konkordat, unter tätiger Mitarbeit Ottos I. im September 1122 beigelegt werden.

Um die Christianisierung im Osten des Reiches voranzutreiben, begab sich Otto I. im Mai 1124 auf seine erste Mission nach Pommern. Seine Reise führte ihn nach Prag und von Posen über Pyritz, Kolberg und Wollin bis Stettin schließlich zurück nach Bamberg. Doch in Pommern regte sich Widerstand gegen die Christianisierung. Deshalb begab sich Otto I. 1128 auf eine erneute Missionsreise, die ihn von Bamberg über Magdeburg und Stettin nach Gnesen, Prag sowie zurück nach Bamberg führte. Mit dieser Reise konnte er sein Missionswerk in Pommern erfolgreich abschließen.

Vor 1137 gründete Otto I. das Gertrudenhospital für Pilger und Reisende in der Theuerstadt am Steinweg.

Nachdem Kaiser Heinrich V. 1125 in Utrecht verstorben war folgte ihm Lothar III. auf dem Königsthron, doch war dessen Königtum nicht unbestritten. Erst auf einem Reichstag zu Bamberg 1135 konnte der Streit zwischen Friedrich von Hohenstaufen, ein Gegenspieler Lothars im Kampf um die Krone, mit der Unterwerfung Friedrichs beigelegt werden. Nach dem Tod Lothars III. konnte Friedrich doch noch die Krone gewinnen und wurde im Juli 1138, unter dem Namen Konrad III. zum Deutschen König gewählt.

Nach seiner 37-jährigen Amtszeit verstarb Bischof Otto I. am 30. Juni 1139. Er wurde seinem Wunsch gemäß im Kloster St. Michael beigesetzt. Er erwarb sich großes Ansehen in der Kirche und im Reich, unter anderem gründete er 27 Klöster und 7 Diözesen. Otto I. war der erste Bamberger Prälat, der eine zielgerichtete Territorialpolitik ausführte, um die Besitzungen des Bistums zu festigen und die Macht der Vögte zu beschränken. Wegen seines segensreichen Wirkens sowie seiner Missionstätigkeit wurde er fünfzig Jahre nach seinem Tod in den Kreis der Heiligen aufgenommen.

Die Nachfolge des Bischofs Otto I. trat Egilbert an. Er führte die klosterfreundliche Diplomatie und die Erweiterung des Bistums fort. Den Höhepunkt seiner Regentschaft bildete die Heiligsprechung Heinrich II., am 14. März 1146, durch Papst Eugen III. Heinrich II. blieb der einzige deutsche Kaiser, der heiliggesprochen wurde. Wenige Monate darauf verstarb Egilbert.
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1146 Bischof Eberhard II. / König Konrad III. und Friedrich I. / Bischof Hermann II.

Eberhard II. (1146-1172) war seit 1127 Mitglied des Bamberger Domkapitels und wurde im Dezember 1146 von König Konrad III. als neuer Bischof Bambergs eingesetzt. Darauf wurde seine Einsetzung von Papst Eugen III. bestätigt und er geweiht. Der Nachfolger Ottos I. führte dessen Ausbau des Bistums fort und war gleichwohl als wichtiger Ratgeber König Konrads III. in die Reichspolitik eingebunden. Er begleitete den König auf zahlreichen Reisen und richtete mehrere Hoftage in Bamberg aus.

Im Laufe seiner Amtszeit hielt sich Konrad III. Achtmal in Bamberg auf, so feierte er am 20. April 1147 das Osterfest
und am 25. Dezember 1149 das Weihnachtsfest Bamberg.

Noch vor 1150 wurde im Bereich der heutigen Oberen Brücke ein Brückenpfeiler von 15 Metern Länge und 5,80 Metern Breite errichtet. Wahrscheinlich wurde die Brücke von den selben Bauleuten errichtet, die auch die Brücken in Würzburg und Regensburg errichtet hatten. In ihrer Mitte trug sie einen Turm, dessen Reste das Fundament des heutigen Brückenrathauses bilden sollte. Diese Brücke verband die neu entstehende Bürgerstadt zwischen der Langen Gasse und dem Grünen Markt, auf der Insel zwischen den beiden Flussarmen der Regnitz, mit dem Sandgebiet, dem alten Stadtkern, und dem Domberg.

Vom 2 - 15. Februar 1152 weilte Konrad, wahrscheinlich seinen nahenden Tod erahnend, erneut in Bamberg, um seine Nachfolge zu regeln. Da sein leiblicher Sohn Friedrich zu jung war um die Königswürde zu übernehmen, bestimmte er seinem Neffen Friedrich I. zum Nachfolger. Dieser wurde zum neuen König gewählt.

Am 15. Februar verstarb der König in Bamberg und wurde auf Betreiben des Domkapitels, jedoch gegen seinen und den Willen seiner Angehörigen, im Bamberger Dom neben dem Grab Heinrichs II. beigesetzt. Nach mehreren Umbettungen innerhalb des Kirchenraums befindet sich sein Grab heute in der Krypta der Kathedrale.

An der Wahl Friedrich I. Barbarossa am 4. März 1152 in Frankfurt zum König war Eberhard II. maßgeblich beteiligt. Ebenso wie König Konrad III. nahm auch Friedrich I. des Öfteren die Dienste des Bamberger Bischofs in Anspruch, so um zwischen Papst und Kaiser zu vermitteln.

Trotz der häufigen Abwesenheit der Bischöfe war Bamberg ein großer Umschlagplatz für Holz aus dem Obermaingebiet und oberpfälzisches Eisen geworden. Mit der Aufhebung alle Mainzölle 1156 durch Friedrich I. konnten die Bamberger Kaufleute ihre Stellung im Fernhandel noch ausbauen.

Am 18. Juni 1155 wurde Friedrich, von Papst Hadrian IV. in Rom, zum Kaiser gekrönt.

1157 gründete Eberhard, mit der Unterstützung von Pfalzgräfin Gertrud und der Schwester des Königs Konrad III., das Zisterzienserinnen Kloster St. Martin und . St. Theodor Im Tausch für das 1144 gegründetes Spital für Pilger und Hilfsbedürftige am Kaulberg konnte er von Gertrude die Burg Höchstadt erwerben. Somit besaß das Bamberger Bistum um 1160 zehn Burgen in Franken.

1160 bestätigte der Kaiser dem Bischof seine Grafenrechte im Rangau und gewährte 1163 den Bamberger Händlern weitgehende Zollfreiheiten, wodurch Bamberg seine Stellung als Handelsstandort erheblich ausbauen konnte. Am Ende hatten die Bamberger Kaufleute ähnliche Privilegien wie die Kaufleute Nürnbergs. Durch das Aufblühen des Handels wuchs die Bamberger Bürgerschaft, ebenso wie deren Selbstbewusstsein. Der Ruf nach Unabhängigkeit der Stadt vom Domberg wurde lauter. Deshalb sollte es in den folgenden Jahrhunderten des Öfteren zu offenen Auseinandersetzungen zwischen dem Klerus, der weitreichende Privilegien und Steuerfreiheit genaß, und der Bürgerschaft, die sich von den Immunitäten auf dem Domberg gegängelt fühlten, kommen.

In der Reichspolitik hielt Eberhard II. weiterhin Friedrich Barbarossa die Treue und stellte sich auf dem Konzil zu Pavia, wo über das ausgesprochene Schisma entschieden werden sollte, auf die Seite des Kaisers. Auch bei den Wahlen des Gegenpapstes Viktor IV. (1159-1164) behielt er seine kaisertreue Haltung bei, selbst nachdem Papst Alexander III. ihn und den Kaiser mit dem Kirchenbann belegte hatte.
In den Sechzigerjahren schwand Eberhards Einfluss am Hof Friedrichs und er kümmerte sich mehr ums sein Bistum und um theologische Fragen.

Auf einem Hoftag in Bamberg vom 8 - 24 Juni 1169 lässt Kaiser Friedrich I. seinen 5 jährigen Sohn, den späteren König Heinrich VI. (1165-1197), zum deutschen König wählen.

Im selben Jahr begab sich Eberhard II. auf seine letzte Reise mit Reichsauftrag nach Rom, wo er mit Papst Alexander III. einen Kirchenfrieden aushandeln sollte, doch seine letzte Mission schlug fehl. Eberhard II. verstarb am 17.Juli 1170. Sein Amt übernahm Hermann II. (1170-1177) und führte dieses im Sinne seines Vorgängers fort.
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1177 Bischof Otto II. von Andechs / Der große Brand 1185 / Heiligsprechung Otto I. + Kaiserin Kunigunde

Mit Otto II. (1177-1196) begann die fast 70 Jahre währende und nahezu ununterbrochene Zeit der Andechs-Meranier auf dem Bamberger Bischofsstuhl. Otto II hatte 1177 Bischof Hermann II. abgelöst und wurde 1179 von Papst Alexander III. in Rom geweiht.
Der neue Bischof stand treu zum Staufischen Kaiserhaus und war häufig mit kaiserlichem Auftrag im Reich unterwegs. Dennoch lag ihm auch sein Bistum, vor allem die Seelsorge und die Kultivierung des Frankenwalds sowie des Fichtelgebirges, am Herzen.

1185 suchten zwei schwere Brandkatastrophe Bamberg heim.
Im April brannte St. Gangolf in der Theruestadt. Der Dachstuhl wurde komplett zerstört. Durch die große Hitze schmolz die Bleibedeckung des Daches und tropfte in den Innenraum, was die Löscharbeiten nahezu unmöglich machte. Teile des Obergadens stürzten ins Mittelschiff. Auch die Türme wurden in Mitleidenschaft gezogen. Der Wiederaufbau begann sehr zügig und der bis heute erhaltene Dachstuhl ist in seinem Erhaltungszustand in Deutschland wohl einzigartig.
Ein weiterer Großbrand im Herbst 1185 betraf den Domberg. Die Kathedrale und weite Teile der umliegenden Gebäude, inklusive Hofhaltung, wurden stark beschädigt und zum Teil zerstört.

Wohl kurz nach dem Dombrand wurde die Kunigundenglocke gegossen. Sie ist unten den noch erhaltenen Bienenkorbglocken mit 3,6 Tonnen die schwerste und größte dieser Glockenbauform die in Deutschland erhalten geblieben sind. Das Loch in der Glocke stammt nicht von einem Fingerring den Kunigunde auf die Glocke geworfen haben soll, sondern war bauartbedingt und sollte den Klang verbessern.

1190 wurde der Neubau des Doms mit dem Abbruch des Ostchores begonnen. Lange ging man in der Geschichtswissenschaft davon aus, dass der Neubau des Domes erst nach 1215 einsetzte. So hielt man Bischof Ekbert von Andechs-Meranien, für den tatkräftigen Bauherren, den ein Kathedralbau brauchte. Auch würde der spätromanische Ostteil des Domes, erste Bauphase des Domes, für einen Beginn um 1215 sprechen. Ebenso seien die Skulpturen der "lteren Werkstatt" alle zwischen 1220 und 1225 entstanden. Es gibt jedoch gute Gründe einen früheren Baubeginn anzunehmen. So wurde der Dom nach dem Brand nur soweit wieder in Stand gesetzt, um seine Funktion als Gotteshaus zu erfüllen. Dies spricht dafür, dass zu diesem Zeitpunkt schon ein Neubau geplant wurde. Nimmt man die Architektur des Ostchores näher in den Blick und vergleicht diese mit zeitgleichen Bauvorhaben, wie dem Münster in Worms, so mag dies ebenfalls für einen Baubeginn um 1190 sprechen. Es gibt starke Indizien dafür, dass der Ostteil des Domes zur Heiligsprechung Kunigundes 1201 schon soweit fertig gestellt war, dass er die Schädelreliquie der Kaiserin aufnehmen konnte. (1) Somit dürfte Bischof Otto II. von Andechs-Meranien die treibende Kraft am Anfang des Dombaus gewesen sein. Auch die Dompröpste werden einen großen Anteil am Dombau gehabt haben, da eine Kathedrale nicht dem Bischof, sondern dem Domkapitel gehörte. Hier wäre u.a. Propst Poppo von Andechs-Meranien (1206-1237) zu nennen. Da Bischof Ekbert dem Bistum oft fern blieb wird dessen Onkel Poppo ihn häufig beim Dombau vertreten habe.

Bischof Otto II. und der Abt des Klosters Michelsberg Wolfram bemühten sich um die Heiligsprechung Otto I. und fanden schließlich 1189 bei Papst Clemens III. Gehör und am 10. August wurde Otto I. in Würzburg heiliggesprochen. Sein segensreiches Wirken in der Missionsarbeit brachte ihm den Beinamen "Apostel der Pommern".

Auf dem 3. Kreuzzug ertrank Kaiser Friedrich Barbarossa 1190 im Fluss Saleph.

Um 1190 erwarb der Bamberger Bischof das Vogteirecht für die Stadt Bamberg und des Umlandes, dieses hatten bis dahin die Grafen von Fichtelberg im Namen des Königs ausgeübt. Die mit dem Vogteirecht verbundene Gerichtsbarkeit, die der Bischof durch einen Schultheißen ausüben ließ, machten das Domkapitel endgültig zu den Herren über die Stadt Bamberg. Dieser Umstand sollte des öfteren zu Reibereien zwischen der Bürgerschaft und dem Domberg führen.

1191 wurde Heinrich VI. zum Kaiser gekrönt.

1194 wurde erstmals eine Martinskirche in Bamberg schriftlich erwähnt. Doch gibt es Hinweise auf eine Martinskirche, die bis in die fränkisch-karolingische Zeit weisen und sich auf eine Wallfahrtskirche vor den Mauern der Stadt beziehen.

Bischof Timo (1196-1202), welcher Otto II. 1196 auf dem Bischofssitz folgte, betrieb die Heiligsprechung Kunigundes und am 29. März 1200 sein Ziel, somit beherbergt der Bamberger Dom das einzige Kaiserpaar, das je heiliggesprochen wurde.

1197 Starb Kaiser Heinrich VI. Auf den Tod des Königs folgte der deutsche Thronstreit zwischen Philipp von Schwaben und Otto von Braunschweig.

Literatur: 1. Achim Hubel, Manfred Schuller: "Überlegungen zur frühen Baugeschichte des Bamberger Doms". In "Das Münster Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstgeschichte. Sonderheft Bamberger Dom". S. 310 − 325. Jahrgang 56. 2003.


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