GESCHICHTE BAMBERGS

20. Jahrhundert

1900 bis zum Ende des I. Weltkriegs

Zwischen 1840 und 1905 vervierfachte sich die Einwohnerzahl der Stadt von rund 12000 auf 45483 Einwohner was die Bautätigkeit befeuerte. Neben zahlreichen öffentlichen Bauten entstanden ganz neue Stadtviertel um neuen Wohnraum für die wachsende Bevölkerung zu schaffen. Um 1900 bemühten sich rund fünfundzwanzig Baufirmen, von denen Sieben mehr als fünfzig Bauarbeiter beschäftigten, um die rund 185 Bauprojekte der Stadt am Beginn des neuen Jahrhunderts.

Um das Kulturelle- und Sozialeleben kümmern um die Jahrhundertwende 346 kirchliche, gesellige, gewerbliche, soziale, sportliche sowie militärische Vereine.

Vom 11. bis 13. September 1900 fand in Bamberg der 25. Deutsche Juristentag statt.

Zwischen 1900 und 1901 entstand in der Tränkgasse 4 das Städtische Elektrizitätswerk nach Plänen des Stadtbaumeisters Hans Erlwein. Das E-Werk war mit zwei 200 PS Dynamos bestückt und nahm am 2. Dezember 1901 seine Arbeit auf. In dem ehemaligen Elektrizitätswerk befinden sich heute die Räume der Volkshochschule Bamberg.

Von 1900 bis 1902 diente die Neue Residenz wieder einmal einem Wittelsbacher als Wohnort. Diesmal wohnten Prinz Rupprecht und seine Gattin Gabrielle in den ehemaligen Wohnräumen der Fürstbischöfe. Am 08. Mai 1902 kam hier ihr erstes Kind zur Welt, Prinz Luitpold. Zwar gefiel es den Bambergern erneut höfischen Glanz in der Stadt zu haben, doch als Rupprecht im Rosengarten einen Tennisplatz anlegen ließ war man doch irritiert.

Im Jahr 1900 wurde der "Verein zum Schutze und zur Pflege der Alpenpflanzen" in Bamberg gegründet, somit war er der erste Naturschutzverein Bayerns. Mitbegründer und erster Vorsitzender war der Apotheker Dr. Carl Schmolz.

1901 wurde die "Prinzregent-Luitpold-Schule", am Eingang der Memmelsdorfer Straße, fertiggestellt. Wiederum war der Entwurf von Hans Erlwein richtungsweisend für das Schulbauwesen in Deutschland. Das neue Gymnasium war ein asymmetrischer dreiflügeliger Bau, der Formen der Renaissancebaukunst aufgriff. Heute beheimaten die frisch renovierten Räume die Luitpold Grundschule.

Zur 700-Jahrfeier der Heiligsprechung der Kaiserin Kunigunde im September 1901 kamen rund 40000 Menschen in die Domstadt um mit den Bambergern drei Tage lang zu feiern.

1902 feierte der Altenburgverein die Fertigstellung des neuen Palas (ein Wohnhaus in einer mittelalterlichen Burg) auf der Altenburg. Die Besucher des Festes konnten den ersten Burgbären Hassan bestaunen, er lebte bis 1913 auf der Burg. 1951 kam der zweite Bär Toni in den Zwinger, doch überlebte er nur ein Jahr, sein Nachfolger Poldi bewohnte die Burg bis 1982 und war bei den Bambergern sehr beliebt und Deutschlands letzter Burgbär. Die Pläne für den Palas zeichnete der Architekt Gustav Haeberlein (1853-1930). Der Wahlbamberger der an zahlreichen Bauprojekten der Stadt maßgeblich beteiligt war arbeitete gerne mit einem spätgotisch historisierenden Baustil.

Zwischen 1902 und 1905 wurde, unter Leitung des Architekten Fritz Fuchsenberger, das Kreisarchiv, welches 1921 in Staatsarchiv Bamberg umbenannt wurde, in der Hainstraße 39 gebaut. Das Staatsarchiv ist nach dem Hauptarchiv in München das größte Bayerische Urkundenarchiv. Die älteste Urkunde, die das Haus beherbergt, stammt aus dem Jahr 1401. Der Bau war pünktlich zum Deutschen Archivtag, welcher im September 1905 in Bamberg abgehalten wurde, fertig geworden.

1902 kaufte der Rauch- und Schnupftabakfabrikant Freiherr von Michel-Raulino das Bamberger Tagblatt von den Zeitungsgründern der Familie Reindl.

Am 11. Juli 1903 wurde der so genannte Obelisk- oder Wittelsbacherstein an der Altenburg feierlich enthüllt. Er war zur 100-Jahrfeier der Vereinigung des Hochstifts Bamberg mit dem Kurfürstentum Bayern gestiftet worden und bestand aus 36 Steinen, welche die Namen der Städte und Gemeinden trugen, die einst zum Gebiet des Hochstift Bamberg gehört hatten. Der Gedenkstein sollte an die einstige Größe Fürstbistums erinnern.

Am 16. November 1903 wurde das neue Gerichtsgebäude am Wilhelmsplatz eingeweiht. Der Justizpalast war nach dem Vorbild des "Palais de Justice" in Paris in Neurenaissancestil von Max Höfl gestaltet worden.

Wiederum unter der Leitung Hans Erlweins entstand an der Lichtenhaidestraße der zentrale städtische Schlacht- und Viehhof. Der alte Schlachthof am Kranen war für die wachsende Einwohnerzahl zu klein geworden und hielt hygienischen Anforderungen nicht mehr stand, außerdem zwang die Reichsfleischverordnung von 1900 den Magistrat zum Handeln. Am 30. September 1901 fiel der Beschluss zum Neubau, rund ein Jahr später wurde der Projektplan mit einem Bauvolumen von 1115000 Mark genehmigt. Erlwein hatte sich von Schlachthöfen in Magdeburg, Düsseldorf und Mannheim inspirieren lassen und auf einer Fläche von 25125 m2 14 Einzelgebäude, in einer Mischung aus Pavillonsystem und "deutschem System", doch in einer verbesserten Gebäudereihung als bei seinen Vorbildern, geplant. Neben denen in neobarock ausgeführten Schlachthäusern, Stallungen und Kühlhäusern hatte der Schlachthof ein eigenes Maschinen.- und Kesselhaus sowie eine eigene Kanalisation. Der Baubeginn war im Februar 1903. Eröffnet wurde die Anlage am 3. Januar 1904. Im Gegensatz zum alten Schlachthaus am Kranen war der Neubau eine Musteranlage von europäischem Rang, die häufig von auswärtigen Stadträten besichtigt wurde. Noch heute ist der Schlachthof in Betrieb.

Bis 1903 waren zwar 7,6 km gemauerte Kanäle und 3,7 km Rohkanäle der Bamberger Kanalisation fertig gestellt, doch gab es nur eine provisorische Kläranlage, daher wurde noch viel Unrat in der Regnitz entsorgt.

1904 gründete Amelie Gehr den Bamberger Ableger des 1903 in Köln gegründeten Katholischen Frauenbundes.

Eines der wenigen Jugendstilgebäude der Stadt ist der 1904 errichtete sogenannte Toilettenkiosk an der Promenade, wie könnte es anders sein auch dieses "Stille Örtchen" stammt aus der Feder Erlweins. Das Klohäuschen und einige Bäume vor dem ehemaligen Postgebäude sind der Rest der ehemaligen Flaniermeile Bambergs. Diese Promenade ihrerseits war Teil des ehemaligen Stadtgrabens, der mit Schutt der Planierung des Domberges aufgefüllt worden war. Heute befindet sich hier der Zentrale Omnibusbahnhof.

1904 wurde der "Amateur-Photografen-Verein", der sich bald in "Photographische Gesellschaft Bamberg e.V." umbenennen sollte gegründet. Der Verein besteht bis heute.

In den Jahren 1904/1905 entstand am Luitpoldeck, der vom katholischen Arbeiterverein finanzierte, Luitpoldsaal. Mit einem Fassungsvermögen von bis zu 1000 Personen war er der größte Veranstaltungsort Bambergs. Die Pläne für den in neobarockem Stil mit Jugendstilelementen ausgeführten Baues stammten von Chrysostomus Martin (1851-1930). Der Architekt war seit 1874 beim Bamberger Stadtbauamt tätig und u.a. am Bau der Gangolfschule, sowie der Wunderburgkirche und über 20 Privat- bzw. Geschäftsgebäuden beteiligt. Ab 1909 wurden in den Sälen auch Filme vorgeführt.

Die Leitung des Erzbistums übernahm 1905 Erzbischof Philipp von Abert (1905-1912).

1905 hatte die Stadt einen Etat von 2.600.000 Mark und durfte 43000 Übernachtungsgäste in ihren Mauern beherbergen. In eine Wohnraumstatistik wurden insgesamt 10133 Wohnungen gezählt. Davon waren 1831 Einzimmerwohnungen, 3521 Zweizimmerwohnungen, 2241 Dreizimmerwohnungen und 2400 Wohnungen hatten zwischen vier bis sechs teilweise auch sieben Zimmer. Auf den ersten Blick klingt dies ganz gut, doch waren die meisten Familien Großfamilien, die in viel zu kleinen Wohnungen hausen mussten. Die Toiletten befanden sich oft auf dem Gang und es gab keinen Wasseranschluss und schon gar keine Bäder in den Wohnungen. Ein Lichtblick waren die Waschküchen, die es in fast jedem Haus gab, andererseits verschwanden die letzten Plumpsklos erst in den 50er, 60er Jahren aus Bamberg. Kein Wunder also, dass die steigende Einwohnerzahl eine gewisse Wohnungsnot mit sich brachte.

Gegenüber dem Justizgebäude am Wilhelmsplatz, entstanden 1905 die Räumlichkeiten des Oberpostamtes, welches 1907 in die Oberpostdirektion umgewandelt wurde. Rund um den Wilhelmsplatz sollte ein komplettes Wohnquartier entstehen, doch die Umsetzung des Bauvorhabens wurde durch den Ersten Weltkrieg und dessen Folgen vereitelt.

1906 nahm die neu gegründete königliche Entbindungsanstalt und Hebammenschule am Markusplatz ihre Arbeit auf. Bis 1984 wurde die Frauenklinik als separate Klinik geführt und ging dann im neuen Klinikum in der Buger Straße auf. Das nun "Markushaus" oder "Alte Frauenklinik" genannte Gebäude ist heute Teil der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.

Am 21.02.1866 wurde der Immunologe und Bakteriologe Prof. August Paul von Wassermann in Bamberg geboren. U.a. entdeckte er 1906 die nach ihm benannte Wassermannsche Reaktion (Reaktion des Blutserums, an der sich etwa sechs Wochen nach der Ansteckung eine Syphilis erkennen lässt). Er zählt zu den Begründern der modernen Blutforschung.

Zu den Staatlichen Bauaufträgen in der Stadt gehörte auch das 1906 fertiggestellte Bauamt in der Franz-Ludwig-Straße 21. Der dreiflügelige Neorenaissancebau lag neben dem neuen Justizgebäude und war Teil des rund um den Wilhelmsplatz entstehenden Quartiers.

Nachdem die Bamberger Brauereien den Bierpreis für ein Seiddla (1/2 Liter Bier) von 10 auf 11 Pfennige angehoben hatten, brach am 01.Oktober 1907 der "Bamberger Bierkrieg" aus. Seit 110 Jahren hatte es keine Preiserhöhung gegeben. Der Feldmarschall der Biertrinker war Karl Panzer. Er gewann die Wirte Georg Weierich, dessen Wirtshaus an der Schranne und Anton Mohr, Wirt des Gasthauses Mondschein im Sand, dafür die Preiserhöhung zu Boykottieren und ihre Gaststuben mit Bier aus Forchheim zu versorgen. Die anderen Bamberger Brauereien und Gaststuben blieben daraufhin ziemlich leer. Am 07.Oktober beugten sich die Bamberger Brauereien dem Druck der Straße und senkten Ihre Preise wieder. Die Bamberger Bierkrieger waren so stolz auf ihren Sieg, dass sie eine Postkarte drucken ließen.

1907 war der "Kino-Salon" im "Cafe Wittelsbacher" an der Promenade das erste Kino in Bamberg. Mit einem Handkurbelprojektor konnten bis zu 10 Zuschauern bewegte Bilder vorgeführt werden. Das kleine Kino war Vorläufer des "Lichtschauspielhaus", welches in den 60er Jahren ausbrannte. Schon 1907 gab es einen weiteren Kinosaal am Wilhelmsplatz, das Victoria im gleichnamigen Café. Ab 1909 gesellte sich in den Luitpoldsälen das "Luitpold-Lichtspiel" zu den Bamberger Kinos, welches später in das "UFA Kinocenter" umgewandelt und im Jahr 2000 geschlossen wurde. 1913 öffnete das vierte Kino das "Universum" am Grünen Markt später "Filmpalast" seine Pforten.

Am 30. Mai 1908 wurde die vierte Oberfränkische Landwirtschaftsausstellung im Theresien-Hain eröffnet.

An Stelle des 1790 in spätbarockem klassizistischen Stil erbauten Hotels Bamberger Hof am Grünen Markt entstand zwischen 1908 und 1910 das Kaufhaus H. & C. Tietz. Es wurde zum wirtschaftlichen Mittelpunkt der Innenstadt und gab 300 Menschen Lohn und Brot. Das Kaufhaus wurde in den 30er Jahren "arisiert", nach dem Krieg geplündert und später unter dem Namen Hertie weitergeführt. (Heute gehört es zur Warenhauskette Karstadt)

Die fünfte Synagoge, in der langen jüdischen Geschichte Bambergs, entstand zwischen 1908 und 1910 an der Ecke Urban- / Herzog-Max-Straße und war Teil des im Entstehen begriffenen Wilhelmsplatzes mit der Oberpostdirektion und Gerichtsgebäude. Die Pläne stammten von Johannes Kronfuß. Der imposante Jugendstilbau wurde am 11. September 1910 unter großer Anteilnahme der Stadtbevölkerung seiner Bestimmung übergeben.

Als weiteres Zeichen der Anhänglichkeit der Bamberger an das Haus Wittelsbach enthüllte, im Oktober 1910, Kronprinz Rupprecht von Wittelsbach eine überlebensgroße Statue König Ludwig II. in der Nähe des Staatsarchivs. Des Weiteren wurde im Bamberger Osten die neugebaute und nach dem Kronprinzen benannte Rupprecht Schule eröffnet.

1912 zählte die Stadt 34 Brauereien, diese brauten 135216 Hektoliter Bier jährlich. Heute zählt die Stadt noch Elf Privatbrauereien und ist die Stadt mit der höchsten Brauereidichte Weltweit.

Im Alter von 61 Jahren verstarb Erzbischof Friedrich Philipp von Abert und Johannes Jacobus von Hauck (1912-1943) übernahm sein Amt. Das Pontifikat des neuen Erzbischofs sollte 31 Jahre dauern.

Im September 1910 begannen die Planungen zum neuen Bamberger Staatshafen. Nur zwei Jahre später, am 15. Juni 1912, konnte der Prinz-Ludwig-Hafen mit einem großen Festakt seiner Bestimmung übergeben werden. Die Hafeneinfahrt war 170 Meter lang, das anschließende Hafenbecken maß 320 x 40 Meter und das Hochkai war 120 Meter lang. Der neue Hafen war auch der Endpunkt der Main-Kettenschifffahrt die seit 1886 betrieben und 1936 eingestellt wurde. Die sogenannte Mainkuh verkürzte die Treidelzeit zwischen Frankfurt und Bamberg von 13 auf 5 ½ Tage

Neben dem Gartenbau war der Handel der zweite große Wirtschaftsfaktor Bambergs. So hatten 1912 dreißig Vieh- und 75 Hopfenhändler ihre Kontore in Bamberg, daneben kümmerten sich sieben Filialbanken und fünf Bankiers um die Versorgung der Bürger und Unternehmen mit Geld.

1912 begannen die zweijährigen Bauarbeiten an der St. Otto Kirche in der Siechenstraße 61. Der Architekt Otto Orlando Kurz verband in dem Kirchenbau den romanischen Grundriss einer dreischiffigen Basilika mit Elementen der Gotik und Moderne zu einem imposanten Bau am Übergang zwischen Klassizismus und Moderne.

Vom 18. bis zum 21. Juli 1914 richtete Bamberg das "Fränkische Sängerbundfest" aus. Zu diesem Anlass wurde im Hain eine Festhalle von 100 Metern Länge und 33 Metern Breite errichtet. https://fsb-online.de/geschichte/

An Stelle des abgebrochenen Badehauses "Salubritati" wurde das Bootshaus errichtet und im Juli 1914 an den Ruderverein übergeben.

Ebenfalls 1914 ließ die Stadt ein neues Wasserwerk am Hauptsmoorwald bauen.

Vor Kriegsausbruch waren in Bamberg 108 Kraftfahrzeuge gemeldet.

Am 01. August 1914 stürzten die europäischen Großmächte die Welt in den Ersten Weltkrieg. Auch in Bamberg wurde der Krieg, wie in ganz Deutschland und Europa, zum Teil freudig begrüßt. In den Straßen wurde die Erklärung des Kriegszustandes verlesen und 160 Bürger zur Bildung einer Schutzwache in den Rathaussaal berufen. Das in der Koppenhofkaserne stationierte 1. königlich bayerische-Ulanen-Regiment wurde sofort an die Westfront verlegt und führte am 11. August 1914 nahe dem Ort Lagarde, 40 km östlich von Nancy, die letzte klassische Reiterattacke und die erste Schlacht des Weltkrieges. Doch das Gesicht des Krieges hatte sich grundsätzlich verändert und im "modernen Krieg" war kein Platz mehr für Reiterattacken. Das Regiment verlor sieben Offiziere, 151 Ulanen und 149 Pferde. Noch bis in die achtziger Jahre zelebrierten die Veteranen der Schlacht den Sieg von Lagarde und trauerten um ihre gefallenen Kameraden. Nach dem Ersten Weltkrieg gingen die Ulanen im 17. (Bayerischen) Reiter-Regiment auf.

Am 10. August 1914 wurde das erste Bamberger Lazarett in der Luitpoldschule mit zunächst 30 Betten eröffnet. Nachdem der Stellungskrieg und die Materialschlachten immer mehr Tote aber auch Verwunderte forderten stieg die Bettenzahl der Bamberger Lazarette auf rund 2200. Die Soldaten wurden in Schulen, Kasernen, dem Krankenhaus an der Regnitz, aber auch in den Zentralsälen oder der Neuen Residenz untergebracht. Die sogenannten "Kriegszitterer", Soldaten die aufgrund ihrer Erlebnisse an der Front mit einem unkontrollierbaren Zittern reagierten, wurden in St. Getreu untergebracht. Wobei das Schicksal dieser psychisch erkrankten Soldaten besonders tragisch war. Zunächst wurden sie als Simulanten bezichtigt, nachdem man ihre Erkrankung ernst nahm wurden sie als Willensschwach herabgewürdigt. Bis Mai 1919 wurden die Lazarette, bis auf das Allgemeine Krankenhaus und das Garnisonslazarett, wieder aufgelöst.

1915 stiftete die Bankiersfrau Emma Hellmann den Eisernen Ritter, eine lebensgroße Holzfigur des Hl. Georg. Wie in anderen Städten sollte die Holzfigur die Bürger anregen, gegen eine Spende, einen Nagel zu kaufen der dann in die Figur geschlagen wurde. Der Erlös kam dem Roten Kreuz und der Kriegsführsorge zugute. Die sonst auch sehr sozial eingestellte jüdische Stifterin wurde 1942 nach Minsk deportiert und ermordet.

Nachdem die Oberste Heeresleitung eine Verdoppelung der Munitionsfertigung einforderte wurde das sogenannte "Hindenburg-Programm" aufgelegt. Für Bamberg hieß dies, dass an der Geisfelderstraße eine Munitionsfertigungsstelle entstehen sollte. Die erste Geländebegehung fand am 30.01.1917 statt. Im März desselben Jahres waren die Planungen für 59 Gebäude und einen Gleisanschluss zum Bamberger Bahnhof abgeschlossen. Es sollten rund 3600 Tonnen pro Woche umgesetzt werden, was einem Verkehrsaufkommen von 120 an.- und abgehenden Güterzügen entsprach. Am 09. Januar 1918 verließ der erste Munitionszug das Artilleriedepot, bis Kriegsende sollten 1,6 Millionen "ganze Schüsse" ausgeliefert werden. Gemäß Artikel 168 des Friedensvertrags von Versailles vom 28. Juni 1919 sollten alle nicht zugelassenen Munitionsanstalten, Bamberg gehörte dazu, binnen 3 Monaten geschlossen und das Personal entlassen werden. Am 01. Dezember 1921 meldete die Stadt die Auflösung des Artilleriedepots und des Zeugamtes. Die Stadt wollte das Gelände als Industriehof weiterbetreiben, die Internationale Militär Kontrollkommission (IMKK) hingegen forderte die Zerstörung aller Gebäude und des Gleisanschlusses. Im Sommer 1922 hatten sich Neun Firmen auf dem Gelände angesiedelt. Ein Teil des Geländes diente der "Schwarzen Reichswehr als Unterkunft und Depot. Erst am 12. November 1925 konnte das IMKK die Zerstörung eines Teiles der Gebäude und eines Gleises durchsetzen, doch der Großteil der Anstalt blieb unversehrt.

Innerhalb von einer Woche im März 1917 verlor die bayerische Fliegerschule 6 Bamberg zwei Doppeldecker mit einem Fluglehrer und zwei Schülern.

Das erste Seminar für Kindergärtnerinnen in Oberfranken wurde 1917 unter Leitung der Niederbornner Schwestern in Bamberg gegründet. Bis heute gibt es diese Akademie am Jakobsberg.

Im September 1917 besuchte König Ludwig III. von Bayern Bamberg.

Am 08. November 1918 rief der USPD-Politiker und erste Ministerpräsident Bayerns Kurt Eisner in München den Freistaat Bayern aus. Daraufhin übernahm ein 54-köpfiger Arbeiter- Bürger- und Soldatenrat in Bamberg die Regierung, tastete jedoch nicht die staatlichen und städtischen Behörden an.

Am 11. November 1918 endeten die Kampfhandlungen an der Westfront und damit der Erste Weltkrieg. Unter den über Zwei Millionen gefallenen Soldaten Deutschlands waren 1046 Bamberger.

Literaturtipps: Preuß, Johannes: "Vom Artilleriedepot zum Ammunition Depot - 100 Jahre Muna Bamberg". Stadtarchiv Bamberg Nr. 33. Bamberg 2019.


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Die Zeit der Weimarer Republik

Um den Sitz der Nationalversammlung hatte sich auch Bamberg beworben. Leider kam die Denkschrift, die Bambergs Vorzüge anpries, einen Tag zu spät bei Reichskanzler Ebert an, denn am 14. Januar 1919 war die Wahl schon auf Weimar gefallen.

Der am 21. Februar 1919, von Anton Graf von Arco auf Valley, mit zwei Schüssen in Rücken und Kopf, ermordete Kurt Eisner wurde am 26. Februar 1919 in München zu Grabe getragen. Dem Aufruf des Bamberger Arbeiter- Bürger- und Soldatenrates zu einer Trauerkundgebung auf dem Maxplatz folgten rund 2500 Menschen. Um 10.30 Uhr kam es zu Handgreiflichkeiten. Einige aufgebrachte Burschen brachen die Türen der Markuskirche auf um für Kurt Eisner die Totenglocken zu läuten, dies wurde von Polizisten verhindert. Vier Tatverdächtigte wurden angeklagt und zu drei Monaten Haft verurteilt, ansonsten blieb es in der Stadt ruhig. Die Nachfolge Eisners trat am 17. März 1919 der bisherige Kultusminister Johannes Hoffmann an.

Am 7. April 1919 wurde in München, vom Zentralrat der bayerischen Republik unter Ernst Niekisch, die Räterepublik ausgerufen, woraufhin die Bayerische Regierung mit ihrem Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann am 8. April nach Bamberg floh und hier ihren neuen Regierungssitz einrichtete. Die bei der Bewerbung um den Sitz der Nationalversammlung genannten Vorzüge, wie die konservativ christliche Grundstimmung, eine zuverlässige Garnison, eine gute Verkehrsanbindung, sowie die Nähe zu Weimar und Berlin sollten der Münchner Regierung genügen um Bamberg vorübergehend zur Landeshauptstadt zu machen. Tagungsorte waren die Neue Residenz, das Theater und die Harmoniesäle. Die Ministerien waren über die gesamte Innenstadt, die 180 Abgeordneten auf Hotels und Privatunterkünfte, verteilt. Am 12. April 1919 erging ein Aufruf an die Bamberger zum Eintritt in die "freiwillige bayerische Volkswehr" zum Schutz der Regierung. Am 15. Mai trat der Landtag erstmals im Kaisersaal der Neuen Residenz zusammen. Die erste Plenarsitzung des Landtages fand am 21. Mai 1919 im großen Harmoniesaal statt. Am 28. Mai legte Ministerpräsident Hoffmann dem Landtag die noch von Kurt Eisner initiierte Verfassungsvorlage vor. Am 12. August wurde die Verfassungsvorlage angenommen und am 14. August unterzeichnet. Am 15. September trat die "Bamberger Verfassung" für Bayern in Kraft. Zwar hatte Bayern seit 1808 eine monarchistische Konstitution, doch die Bamberger Verfassung war die erste republikanisch-demokratische Verfassung Bayerns. Sie blieb bis zur Auflösung der (Bundes)-Länder 1933 in Kraft, fristete jedoch ihr Dasein im Schatten der Weimarer Verfassung. Am 16. August 1919 kehrte die bayrische Regierung nach München zurück. Bambergs Intermezzo als Caput Bavariae ging so schnell zu Ende wie es begonnen hatte.

1919 wurde, der in Deutschland einzigartige Krippenbauverein gegründet. Ab 1925 dürfen auch Frauen Mitglied werden, wohingegen Protestanten erst ab 1956 Aufnahme fanden. Bis heute besteht der Verein fort und beschert der Stadt jedes Jahr zur Weihnachtszeit diverse Krippen an unterschiedlichen Orten in Bamberg. Hierzu passt das Bamberger Krippenmuseum welches 2001 seine Tore öffnete.

Ein Jahr nach dem Krieg wurde in der Unteren Sandstraße das Kino Astoria eröffnet, nach zahlreichen Namensänderungen, Regina, Alhambra, Atrium wurde das Kino 1971 in eine Gaststätte umgewandelt. Hinter der Promenade 12 entstand das "Licht-Schauspiel-Haus", der erste selbstständige Kinobau Bambergs, als Nachfolger des "Kino-Salons" aus dem Vorderhaus.

1921 fand eine Konferenz der deutschen Finanzminister der Länder im Sitzungssaal des Alten Rathauses statt.

Von Juni 1921 bis Januar 1927 lebte Bodo Uhse in Bamberg und arbeitete für das Bamberger Tageblatt. Der zunächst vom National Sozialismus angezogene und später auf den sozialistischen Patriotismus eingeschwenkte Schriftsteller bezog sich in seinen Büchern häufig auf Bamberg.

1921 produzierten 600 Gärtner 230000 Zentner Gemüse, zum größten Teil für den Export. Die Fruchtbarkeit der Bamberger Böden half die größte Not der Nachkriegszeit in der Stadt zu lindern.

Am 10. Juni 1922 wurde der Straßenbahnbetrieb aus Kostengründen offiziell eingestellt und am 1. Juli 1925 der Vertrag zwischen Stadt und Betreibergesellschaft endgültig aufgelöst.

1923 legte der Gartenbaudirektor Viktor Luster den Botanischen Garten im Hain an.

Das Lyzeum wurde zur Philosophisch-Theologischen Hochschule erhoben.

Die Brüder Ferdinand und Willy Messerschmitt gründeten 1923 die "Flugzeugbau Messerschmitt, Bamberg". Auf dem Anwesen ihrer Eltern, dem heutigen Hotel Messerschmitt in der Langen Straße, bauten sie zunächst Segelflugzeuge. Am 23. August 1923 errang der Segler S14 mit 305 Metern einen Höhenrekord.
Im Herbst 1923 siedelte die Gesellschaft an den Jakobsberg um und baute ab 1924 auch Motorflugzeuge. Am 24. November 1925 mieten die Messerschmitts zwei Hallen auf dem ehemaligen Artilleriedepot in der Geisfelder Straße, um während der folgenden 22 Monaten zwischen sechs und acht Flugzeuge zu fertigen.
Am 26. September 1927 ging Willy Messerschmitt zur MAN nach Augsburg. Dennoch blieb Bamberg in den zwanziger Jahren an die Luftverkehrslinie Fürth- Nürnberg- Bayreuth- Coburg- Plauen- Schwarza Tal- Weimar- Leipzig angeschlossen.

Am 06. Mai 1923 gründete der Eisenbahnmeßgehilfe Heinrich Bauschen, der von den Franzosen aus Duisburg ausgewiesen worden war, die Bamberger Ortsgruppe der NSDAP. Bauschen war Veranstalter des "Deutschen Tags" am 20. Oktober 1923, u. a. sprachen Hitler und Streicher in Bamberg. Am darauf folgenden Tag wurden die Bamberger Hitleranhänger in ihrem Lokal in der Austraße durch die Schutzpolizei ausgehoben und die Anführer verhaftet. Zwar ebbte die Begeisterung für die Nazis nach der Niederschlagung des Hitlerputsches am 8. November 1923 und dem vorübergehenden Verbot der Nazipartei wieder ab. Doch fanden die rechten Kräfte Bambergs in Tarnorganisationen wie dem "Hubertus-Ring" oder dem "Völkischen Block" eine neue Heimat.

Aufgrund der anhaltenden Inflation im Reich war der Bamberger Magistrat gezwungen, Notgeld auszugeben und drei Bamberger Druckereien mit der Herstellung zu beauftragen.

Am 24. Februar 1924 übernahm der Rechtsanwalt Luitpold Weegmann von seinem Vorgänger Geheimrat Adolf Wächter das Bürgermeisteramt. Er hatte einen überwältigenden Wahlsieg errungen und wurde einer der populärsten Kommunalpolitiker der Stadt.

Vom 6. bis zum 14. Juli 1924 feierten die Bamberger den 900. Todestag des Bistumsgründers Kaiser Heinrich II.. Auch der spätere Papst Pius XII., Nuntius Eugenio Pacelli, Bayerns Kronprinz Rupprecht und König Ferdinand von Bulgarien, nahmen an den Feierlichkeiten teil.

Ab Oktober 1925 gab es einen regelmäßigen Omnibusverkehr in Bamberg. Zunächst wurden drei Teststrecken bedient, die bis 1936 auf acht Linien erweitert wurden. Heute sind es 23 Buslinien und 4 Nachtlinien die den Nahverkehr in Bamberg bewältigen.

Unter Leitung des städtischen Gartenbaudirektors Viktor Luster entstand 1925 im Osten der Stadt der Volkspark, welcher der Bevölkerung als Sport- und Erholungszentrum dienen sollte. In nur einem Jahr entstanden das Volksparkstadion mit einer 400 Meter Laufbahn um einen Fußballplatz und eine Holztribüne die 2000 Zuschauern Platz bot. Um das Stadion wurden eine Festwiese, ein Reitstadion, eine Rollschuhbahn, Schießstände, ein Schwimmbad und eine Radrennbahn errichtet, auf dieser Betonbahn wurden auch Motorrad- und Steherrennen durchgeführt. Die Radrennbahn wurde in den 1980er Jahren abgerissen.

Am 14. und 15. Februar 1926 fanden sich die Größen der NSDAP in Bamberg zu einer Führertagung ein. Nachdem Hitler aus der Haft in Landsberg frei gekommen war wurde in Bamberg der Neustart der Partei geplant und interne Machtkämpfe beigelegt. Ein neues Parteiprogramm und die Ausrichtung der Partei auf den Führer Hitler waren das Ergebnis des Führertages. Anwesend waren neben Wilhelm Frick, Joseph Goebbels, Adolf Hitler, Robert Ley, Alfred Rosenberg und Julius Streicher, 60 Parteiführer aus verschiedenen Ortsgruppen.

Auch ein Besuch Hillers bei einer Veranstaltung im Zentralsaal am 29. April 1926 konnte die Bamberger Ortsgruppe der NSDAP nicht entscheidend stärken. Wahrscheinlich schreckte viele Bamberger die Antikirchliche Haltung der Braunen Partei ab. Außerdem stellte ich der nationalliberale Oberbürgermeister Adolf Wächter nach Kräften gegen die NSDAP-Anhänger und deren gewalttätiges Verhalten. Doch wie im gesamten Reich und besonders in Oberfranken sollte, mit den Krisenjahren ab 1930, der Aufstieg der NSDAP beginnen.

Vom 16. bis zum 18. Juli 1926 fand im Volkspark das 16. Bayerische Landesturnerfest statt. Am Eröffnungstag fanden sich 5000 Zuschauer und 2000 Athleten im Stadion ein. An der Schlussfeier nahmen 25000 Menschen teil. Im Verlauf der Veranstaltung wurde, zur Erinnerung an gefallene Turnfreunde und an die Weihe des Volksparks, ein Turner-Ehrenmal an der Festwiese eingeweiht. Gestiftet wurde es von Dr. Franz Bresgen und gestaltet vom Bamberger Bildhauer Hans Leitherer. Der Präsident des Bayerischen Turnerbundes, Direktor Römer, bezeichnete das Bamberger Fest als das bisher schönste von insgesamt sechzehn Landesturnerfesten. Der Volkspark hatte seine Feuertaufe bestanden.

Vom 20. bis 29. September 1926 flogen der Pilot Eberhard von Conta und der Schriftsteller Werner von Langssdorf mit einer M17, einem Motorgleiter von Messerschmitt, von Bamberg nach Rom. Es war die erste Alpenüberquerung mit einem Leichtflugzeug. Das Fluggerät hatte gerade einmal 28 PS und der Tank war mit einem Fassungsvermögen von 28 Litern recht klein bemessen, weshalb Conta alle drei Stunden Landen musste um nachzutanken. Der Fug von Bamberg über die Alten dauerte 14 Stunden den Rest der Reise nach Rom bestritt Conta alleine und in Etappen.

1927 wurde die Synagoge mit Zetteln auf denen zu lesen war "Die Juden sind unsere Todfeinde" beklebt.

Zwischen 1927 und 1929 entstand an der Kloster Banz Straße die St. Heinrichs Kirche. Die Pläne stammten von dem Augsburger Architekten Michael Kurz. Die baulichen Besonderheiten waren die Kombination von Stahlbeton und Muschelkalk beim Bau der Türme und des Chorraums, sowie die Hinwendung zur Sachlichkeit.

Ein weiterer Bau der 20er Jahre war das neue Priesterseminar "Henricianum Ottonianum" am Heinrichsdamm wo am 15. März 1927 der erste Spatenstich erfolgte. Den Bauauftrag erteilte Erzbischof Jacobus Ritter von Hauck an Prof. Ludwig Ruff aus Nürnberg, dieser ließ sich vom Bauhausstil inspirieren und vollendete die Bauarbeiten 1928. Das alte Priesterseminar von 1738 am Maxplatz wurde umgebaut und zum "Neuen Rathaus" umfunktioniert, da die Stadtverwaltung dem "Alten Rathaus" im Fluss schon lange entwachsen war.

Die 1858 gegründete Mechanische Baumwollspinnerei und Weberei wurde 1927 in die Vereinigte Baumwollindustrie Bamberg-Erlangen kurz ERBA umgewandelt, diese produzierte bis 1993 Baumwollstoffe. 2012 fand auf dem Gelände die 16. Bayrische Landesgartenschau statt und ist heute ein beliebtes Naherholungsgebiet. Die ehemaligen Werkshallen beherbergen ein Studentenwohnheim, eine Bibliothek sowie Hörsäle und Unterrichtsräume der Universität, daneben ist ein neues Wohnviertel entstanden.

Die hiesige Ortsgruppe der NSDAP lud Adolf Hitler am 29. April 1928 zu einer Veranstaltung in den Zentralsaal. Die Stadtverwaltung versuchte jegliches als rechtswidrig empfundene militante Verhalten der NSDAP-Anhänger zu unterbinden.

Am 4. August 1928 fegte ein Sturm über Bamberg hinweg. Im Hain wurden an die 1000 Bäume entwurzelt und am Saum des Hauptsmoorwaldes lagen Hunderte geknickte Kiefern. In der Stadt selbst wurden Zahlreiche Dächer abgedeckt und Kamine zum Einsturz gebracht.

1929 wurde die Dombauhütte gegründet. Sie unterstand dem Hochbauamt Bamberg und ist bis heute für die Sanierung und Reparaturen am Dom zuständig.

Die Weltwirtschaftskrise, welche mit dem "schwarzen Freitag" am 25.10.1929 ihren Anfang nahm, führte auch in Bamberg zu steigenden Arbeitslosenzahlen. So lag die Quote 1930 bei 17,6 Prozent was für Franken noch ein guter Wert war. In Bayreuth lag die Arbeitslosenquote bei 20 Prozent, in Hof bei 29,6 Prozent und in Coburg sogar bei 39,1 Prozent. Die Zahl der Wohlfahrtsempfänger in Bamberg stieg bis 1932 von 1342 auf 3400.

In der Point Straße 9 eröffnete 1929 das Apollo Kino und wurde bis 1978 dort betrieben.

Unter der Regie des Architekten Prof. Dr. German Bestelmeyer entstand zwischen 1930 / 33 die Erlöserkirche am Kunigundendamm. Diese erste evangelische Pfarrkirche in Bamberg wurde in Anlehnung an frühchristliche Zentralkirchen zehneckig ausgeführt. In den Katakomben der Kirche fanden im WK II. viel Bamberger Schutz. Die Kirche selbst wurde bei einem Bombenangriff 1945 schwer beschädigt und erst 1950 wiederaufgebaut.

Bei den Reichstagswahlen vom 14. September 1930 konnte die NSDAP 8055 Stimmen erringen was 26,7% der Gesamtstimmen entsprach. Die NSDAP überrundete somit die SPD als zweitstärkste Kraft in Bamberg.

Die wirtschaftlichen Probleme Anfang der dreißiger Jahre schlugen sich nicht nur in der Kriminalstatistik, sondern auch bei der Zahl der Selbstmorde nieder. Sie stieg von sieben im Jahr 1931 auf Fünfzehn 1932.

Aus den Landtagswahlen vom 24. April 1932 ging die NSDAP mit 12128 Stimmen (41%) als stärkste Kraft in Bamberg hervor. Die Bayerische Volkspartei erhielt 10423, die SPD 5318 Stimmen der Wähler in Bamberg. Nach den Wahlen kam es am Schillerplatz und im Zinkenwörth zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen der "Eisernen Front" - einer Kampforganisation aus Sozialisten, Republikanern und Gewerkschaften - und den Nationalsozialisten.

Bei den Reichstagswahlen am 6. November 1932 erhielte die NSDAP 11497 Stimmen, die Bayerische Volkspartei 10997, die SPD 1581 Stimmen. Die Nationalsozialisten hatten also Stimmen eingebüßt und Bamberg galt fortan als unsichere Stadt bei den Nazis.

Doch gab es 1932 noch andere Ereignisse. So nahm der Bamberger Domchor erstmals an einer live Rundfunksendung teil und in der Matern Kapelle fand die erste Krippenausstellung des Bamberger Krippenbauvereins statt. Der Krippenbau hat in Bamberg eine lange Tradition, schon im 16. Jahrhundert wurde in der alten St. Martinskirche die erste Krippe in Franken aufgestellt. Heute kann der Besucher in der Weihnachtszeit ca. 20 Kirchen Krippen bewundern.

Ein bedeutender Neubau des Jahres 1932 war das Paketpostamt an der Memmelsdorfer Straße.

Von der Machtergreifung zum Beginn des II. Weltkriegs

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 brachen auch in Bamberg Zeiten der Gleichschaltung und Verfolgung an. So zogen schon im Februar 1933 SA-Posten vor den Warenhäusern Tietz (heute Karstadt) und Rekord (heute Wörhl) auf um die Menschen daran zu hindern in jüdischen Geschäften einzukaufen.

Der Bamberger Reiter wurde zur Symbolfigur der arischen Rasse hochstilisiert. Völlig außer Acht lassend, dass das Standbild höchstwahrscheinlich den slavischen König Stephan von Ungarn darstellt.

Am 02. März 1933 melden die Bamberger Turnvereine 1860, MTV und Jahn, dass sie die Arisierung umgesetzt hätten und die Vereine judenfrei seien. Am gleichen Tag wurden die Gewerkschaftshäuser in der Kleberstrasse und am Schillerplatz durchsucht und Vorsitzende sowie Kassenwarte vorläufig festgenommen.

Nachdem die NSDAP am 30. Januar 1933 die Macht im Reich an sich gebracht hatte über nahmen die Nazis auch in Bamberg das Ruder und hissten am 09. März 1933, gegen den Widerstand des Oberbürgermeisters Luitpold Weegmann, auf dem Balkon des Alten Rathauses, eine Hakenkreuzfahne sowie die schwarz-weiß-rote Fahne des "Stahlhelms", einer rechtsradikalen Organisation, die sich nach dem Ersten Weltkrieg formiert hatte. Noch in dieser Nacht wurde die Geschäftsstelle der SPD am Schillerplatz 11 und der BVP an der Nonnenbrücke 10 durchsucht. Am Morgen des 10. März erfolgten die ersten Festnahmen, so wurden 17 Funktionäre der KPD und des "Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold" in Schutzhaft genommen.

Am 20. März 1933 wurde Lorenz Zahneisen zum Sonderkommissar des Bezirksamtes Bamberg ernannt. Nach den letzten Reichstagswahlen der Weimarer Republik am 26. April 1933 hatte die NSADP und Kampfbund Schwarz-Weiß-Rot gemeinsam die Mehrheit im Bamberger Stadtrat errungen und Zahneisen wurde vorerst zum ehrenamtlichen 2. Bürgermeister ernannt.

Am 27. März 1933 wurde ein Sondergericht am Oberlandesgericht Bamberg etabliert. Am gleichen Tag wurden vier Schaufenster des Warenhauses Tietz durch Steinwürfe zerstört.

Am 01. April 1933 rief NS-Kampfbund-Leiter Eugen Strömsdörfer zum Boykott jüdischer Geschäfte, Händler, Ärzte, Rechtsanwälte auf und veröffentlichte eine Liste mit 47 jüdischen Firmen, Geschäften und Betrieben sowie 12 Rechtsanwälten, einem Notar, sieben Ärzten und zwei Zahnärzten mosaischen Glaubens.

Am 10. Mai 1933 wurden auch in Bamberg Bücher ungewollter Autoren öffentlich verbrannt.

Am 12. Mai 1933 wurde die Bamberger Gemeinde der "Ersten Bibelforscher", heute "Zeugen Jehovas" verboten.

Bereits am 17. Mai 1933 fordert der Naziterror sein erstes Opfer unter der Bamberger Bürgerschaft. Willy Aron der Sohn eines jüdischen Justizrats war Rechtsreferendar, Gewerkschafter und Jungsozialist, der sich voller Elan in den Kampf gegen die Nationalsozialisten gestürzte hatte. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften praktizierte Aron als Rechtsreferendar in Bamberg. Am Abend der Reichstagswahl, dem 31. Juli 1932 kam es zu einer stundenlangen Schlägerei zwischen Sozialdemokraten und Nationalsozialisten. Während der gerichtlichen Aufarbeitung dieses Vorfalls konnte Aron Nachweisen, dass die NS-Schläger Urheber der Auseinandersetzung waren, woraufhin die Nazis den jungen Rechtsreferent auf dem Kicker hatten. Weshalb Willi Aron, sofort nachdem die Nazis die Führung im Bamberger Stadtrat am 15. März 1933 übernommen hatten, in Schutzhaft genommen. Am 15. Mai 1933 wurde Aron aus dem Bamberger Gefängnis in der Oberen Sandstraße 38 in das KZ-Dachau verschleppt. Schon bei seiner Einlieferung wurde er so brutal misshandelt, dass ihm das Fleisch vom Gesäß hing, dennoch wurde er weiter geschlagen und zwei Tage später war Willy Aron Tod. Seine Peiniger übergossen den Leichnam mit Benzin und steckten ihn in Brand um die Folterspuren zu verdecken. Offiziell war der 27 Jährige an einem Lungenödem verstorben. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wurden im Keim erstickt. Aron wurde auf dem jüdischen Friedhof in Bamberg beigesetzt, sein Sarg war versiegelt und durfte nicht mehr geöffnet werden. Seine Eltern Albrecht und Berta Aron wurden 1942 nach Theresienstadt und von dort nach Treblinka deportiert und ermordet.

Am 16. Juni 1933 waren in Bamberg noch 812 jüdische Bürger gemeldet. Sie waren ein wichtiger Teil des Wirtschafts-, als auch des Sozial-, und des Kulturlebens in der Stadt gewesen. Doch innerhalb von nicht ganz zehn Jahren war die jüdische Gemeinde Bambergs wie in allen anderen Städten Deutschlands ausgelöscht

Mit der Verhaftung von Politikern und Mitgliedern der Stadtratsfraktion der Bayerischen Volkspartei, darunter Prälat Leicht und Georg Meixner, gingen am 26. Juni 1933 die Repressionen gegen politische Gegner weiter.

Am 3. Juli 1933 wurden 15 sogenannte "Schutzhäftlinge", unter ihnen auch SPD Funktionäre und die Stadträte Dennstädt, Baier, Schlauch und Grosch sowie die Ex-Stadträte Göttling und Dotterweich mit einem Zug in das KZ Dachau verbracht.

Die Gleichschaltung der Presse nahm für Bamberg am 29. Juli 1933 ihren Anfang, das "Bamberger Tagblatt" verlor nach 100 Jahren seine Unabhängigkeit und wurde der Bayreuther NS-Zeitung "Fränkisches Volk" unterstellt. Von nun an erschien die Zeitung unter dem Namen "Fränkisches Volk / Bamberger Tagblatt". Ab dem 1./2. August 1942 erschien die Zeitung wieder als Bamberger Tagblatt.

Im Juli 1933 fiel das ehemalige Artilleriedepot an das Deutsche Reich zurück. Die Nazis legalisierten daraufhin die Machenschaften der Schwarzen Reichswehr, die während der Zwischenkriegszeit dort Waffen und Munition eingelagert sowie Unterkünfte betrieben hatte. Das Gelände wurde von 63 ha auf 135 ha erweitert sowie 92 Munitionshäuser, 18 Packmittelschuppen, Betriebsgebäude und 12 Baracken für 800 - 1000 Arbeiter errichtet. Ab 1940 wurde das Artilleriedepot als Heeres Munitionsanstalt (H.Ma.) betrieben. Wie schon im Ersten Weltkrieg wurden angelieferte Teile zu "ganzen Schüssen" zusammengesetzt und eingelagert. Unter der eingelagerten Munition waren auch Kampfstoffe wie Tabun sowie Lost.

Zu den erfreulichen Ereignissen 1933 gehörte der Besuch des Boxweltmeisters Max Schmeling und seiner späteren Frau Anny Ondra. Sie hatten Ende Januar Quartier im Bamberger Hof genommen.

Das neugestaltete Residenzmuseum mit Gemäldegalerie öffnete am 31. Juli 1933 seine Pforten.

Ein sportliches Ereignis war das 13. Würgauer Bergrennen, welches am 13. August 1933 40000 Zuschauer an die Strecke lockte. Den Sieg errang Manfred von Brauchitsch mit einem Stundenmittel von 105,2 km/h.

Am 26. September 1933 heiratete Claus Schenk von Stauffenberg, Nina von Lerchenfeld in der Jakobskirche. Nina Schenk von Stauffenberg war in Bamberg im Anwesen ihrer Eltern im Hainviertel aufgewachsen. Claus Schenk von Stauffenberg war 1926 in das 17. Reiterregiment Bamberg eingetreten, erhielt 1930 sein Leutnantspatent und lernte hier seine spätere Frau Nina kennen. Ab 1940 war er als Rittmeister im Generalstab des Heeres und hatte so Zugang zu den Besprechungen im Führerhauptquartier. Zunächst war Staufenberg durchaus für die Nationalsozialisten, doch sollte sein Gewissen und sein Verantwortungsbewusstsein ihn zum Widerstand gegen Hitler bewegen. Ab 1942 gehörte er zum engsten Kreis der militärischen Regimegegner und war später auch zum Tyrannenmord, um sein geliebtes Vaterland von Hitler zu befreien, bereit.

Bei der Reichstagswahl im Oktober 1933 kann die NSDAP ihren Stimmanteil von 15469 im März 1933 auf 32308 verdoppeln.

Am 20. Februar 1934 wurde Oberbürgermeister Weegmann, weil er den Gauleiter beleidigt hatte, in Schutzhaft genommen. Am 23. März 1934 löste sich der Stadtrat auf. Am 1. April 1934 wurde NS-Politiker und Kreisleiter Lorenz Zahneisen Oberbürgermeister. Weegmann, der seit 1924 dieses Amt inne hatte wurde in den einstweiligen Ruhestand versetzt, dann aber zum zweiten Bürgermeister berufen.

Ein Erlass des Stadtrates vom Mai 1934 verpflichtete Fürsorgeempfänger dazu zugewiesene Arbeiten zu verrichten. (Also auch keine Idee heutiger Zeit)

Am 18. Juli 1934 wurde das jüdische Geschäftshaus "Ressource" in der Hainstraße von der NSDAP beschlagnahmt und dort die Kreisleitung eingerichtet.

1934 treffen sich der Komponist Carl Orff und der Archivar Dr. Michael Hofmann in der Hainstraße 30 um dort an den ersten Entwürfen zur Carmina Burana zu arbeiten. Während Orff die Musik schrieb steuerte Hofmann die Texte für das Werk, welches 1937 in Frankfurt Uraufgeführt wurde, bei.

1935 wurde, neben dem Bootshaus, das Hainbad gebaut. Das Bad geht wohl auf eine Badestelle von 1786 zurück und ist bis heute belieb bei den Bambergern und den Studenten der Stadt.

Ab 1935 entstand im Osten der Stadt die Spinnseyersiedlung, wo bis 1937 100 Häuser gebaut wurden. 1951 wurde die Siedlung in Gartenstadt umbenannt.

1935 zählte die Stadt noch 35 Brauereien. Heute sind es noch Elf, was bezogen auf die Einwohnerzahl immer noch sehr viel ist.

Am 7. September 1935 wurde auf dem Maxplatz ein Schild mit der Aufschrift "Juden betreten diesen Platz auf eigene Gefahr" aufgestellt, sowie die ersten Kaffeehäuser als judenfrei gemeldet.

Am 11. Dezember 1935 erwarb die jüdische Gemeinde das ehemalige Gasthaus "Weiße Taube" am Zinkenwörth 17 + 19 für seine Mitglieder. Das am 07. Mai 1936 eingeweihte Haus sollte zur letzten Zuflucht vor den immer schlimmer werdenden Repressalien des Staates für die Bamberger Juden werden. Es diente als Gemeindeverwaltung, Schulgebäude, Betsaal, Altenheim und am Ende als Sammellager vor den Deportationen.

Zwischen 1936 und 1943 traf sich der "Bamberger Dichterkreis", ein Zusammenschluss von Autoren die dem Nationalsozialismus nahestanden, einmal im Jahr in Bamberg.

Parallel zum Reichsparteitag in Nürnberg vom 10. bis zum 13. September 1936 fand das erste Reichstreffen des Bundes Deutscher Mädel (BDM), mit 5000 Teilnehmerinnen, in Bamberg statt. Auch 1937 und 1938 fand der "Reichstag des BDM" in Bamberg statt, so wurde Bamberg zur Stadt des BDM.

Nur einen Monat später werden jüdische Schüler nicht mehr, an den Schulen der Stadt, unterrichtet. Die Kultusgemeinde richtete daraufhin im jüdischen Speiselokal "Weiße Taube" eine jüdische Sonderklasse ein, wo 38 Kinder in sieben Jahrgängen von einem Lehrer unterrichtet wurden.

Im April 1937 nahm die Gestapo den Lehrer der jüdischen Sonderklasse Justus Fränkel, wegen angeblicher Beteiligung an einem Ritualmord, fest und hielt ihn trotz erwiesener Unschuld bis November fest. Fränkel kehrte nichtmehr an seine Dienststelle zurück und zwei Schulamtsbewerber übernahmen den dürftigen Unterricht für die jüdischen Schüler.

Das zweite BDM-Reichstreffen fand vom 9. bis zum 12. September 1937 in Bamberg statt.

Am 19. November 1937 wurde der erste Übungsfliegeralarm ausgelöst. Die Stollenanlagen am Kaul.- bzw. Stephansberg waren damals schon in die Planungen für Bunkeranlagen einbezogen und bis 1941 ausgebaut worden.

Das Historische Museum zog 1938 vom Michelsberg in den Renaissancebau der Alten Hofhaltung auf dem Domberg um. Hier waren bzw. sind Exponate aus der Geschichte der Stadt und des Umlandes von der Vorzeit bis zur Gegenwart ausgestellt.

Am 24. Februar 1938 wurde auf Betreiben des Bürgermeisters Zahneisen Bamberger Juden der Besuch von Gemeinschafts- und Freibädern untersagt.

Im Osten Bambergs öffnete 1938 das bis dahin größte Filmtheater der Stadt, das "Capitol" seine Pforten für die Kinofans.

Auch in Bamberg hinterließ die Reichskristallnacht vom 10. auf den 11. November 1938 ihre Spuren. Neben jüdischen Gebäuden und Geschäften wurde die Synagoge in der Herzog-Max-Straße niedergebrannt. Unter den misshandelten Juden war auch der Gemeindevorsitzende Kommerzialrat Willy Lessing. Er war zur brennenden Synagoge geeilt, von SA-Männern erkannt und so schwer verprügelt worden, dass er am 17. Januar 1939 seinen schweren Verletzungen erlag. Außerdem wurde die "Weiße Taube" verwüstet und 168 Juden festgenommen. Davon wurden tags darauf 87 wieder frei gelassen, 81 männliche Juden jedoch nach Dachau deportiert. Im März 1939 wurde die ausgebrannte Ruine der Synagoge gesprengt.

Literaturtipp:
Hofmann, Andreas Stefan: "Oberfranken zur Zeit des Nationalsozialismus 1933 bis 1939". Hrsg. Stadtarchiv Bamberg. 2020.


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Bamberg im II. Weltkrieg

Am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg.

Die Robert Bosch GmbH gründet am 29. September 1939 ein Zweigwerk in Bamberg. Im Dezember 1940 lief die Zündkerzenproduktion an. 1941 arbeiteten 1500 Arbeiter und Arbeiterinnen um Bamberger Werk und bis zum Kriegsende sollte deren Zahl auf 3000 ansteigen.

Am 20. September 1939 wurde in der Bamberger Zeitung die erste Liste mit Gefallenen Bamberger Soldaten veröffentlicht.

Im November 1939 wurden alle verbliebenen jüdischen Vereinigungen und Vereine, die eine Zuflucht in der Weißen Taube gefunden hatten, in Bamberg verboten.

Ende 1940 war die "Arisierung" in der Stadt abgeschlossen und jegliche jüdische Konkurrenz ausgeschaltet, der jüdische Besitz eingezogen und Geschäfte an Deutsche verscherbelt.

Am 19. September 1941 erging die "Polizeiverordnung über die Kennzeichnungspflicht der Juden".

Am 14. Oktober unterzeichnete der Chef der Ordnungspolizei Kurt Daluege den Deportationsbefehl für die ersten Juden aus dem Alt Reich. Zu diesem Zeitpunkt lebten noch 303 Juden in Bamberg. Seit 1933 waren 462 emigriert und 66 waren in andere Städte verzogen. Einen Monat später am 27. November 1941 wurden die ersten 119 Bamberger Juden nach Riga deportiert. Für die Deportationen aus Franken war die Staatspolizeistelle Nürnberg / Fürth und deren Leiter der Judenabteilung Strumbannführer Theodor Grafenberger verantwortlich. Die Auswahl der zu Deportierenden musste die jüdische Kultusverwaltung selbst treffen, in Bamberg war dies Dr. Bauchwitz. Die betroffenen wurden von Beamten in ihren Wohnungen abgeholt und in die Weiße Taube gebracht, von dort ging es zum Bamberger Bahnhof wo schon ein Zug wartete. Anschließend ging es nach Nürnberg Langwasser in ein Sammellager, von wo am 29. November 1941 ein Transportzug mit 1001 fränkischen Juden an Bord in Richtung Riga abging. Am 2. Dezember 1941 erreichten die Juden ein provisorisches Lager in Skirotawa Zehn Kilometer östlich von Riga. Die meisten Bamberger Juden wurden wohl in einem Birkenwäldchen in der Nähe des Lagers erschossen. Von den 1001 fränkischen Juden des ersten Transportes überlebten nur Elf. Die zweite Deportation mit 22 Bamberger Juden fand am 24. März 1942 statt, nur diesmal ging es nach Izbica im Distrikt Lublin. Doch ansonsten war der Ablauf der gleiche wie im November. Nur einen Monat darauf am 25. April 1942 wurden weitere 13 Bamberger Juden nach Krasnystaw bei Lublin deportiert. Der vierte Deportationszug ging am 9. September 1942 nach Theresienstadt ab. Unter den 68 Gemeindemitgliedern war auch deren Vorsitzender Dr. Siegmund Bauchwitz. Die fünfte und letzte Deportation Bamberger Juden fand am 23. September 1942 statt und ging ebenfalls nach Theresienstadt. Die beiden letzten Bamberger Deportierten waren Helene Eckstein und Isidor Traub. Sie waren gezwungen worden die Reste der jüdischen Gemeinde abzuwickeln um anschließend verschleppt und Anfang 1943 ermordet zu werden.
Deportation am 29. November 1941
Statistik des Holocaust

Um das Kaiser.- und das Papstgrab im Bamberger Dom vor Fliegerangriffen zu schützen wurden diese am 3. Juni 1942 geöffnet. Die sterblichen Überreste, die Tumba und das päpstliche Hochgrab, sowie etliche weitere Skulpturen des Doms wurden in den Weyermannschen Keller an der Panzer Leite verbracht. Das damals geborgene Papstorant kann heute im Diözesanmuseum bewundert werden und ist das älteste vollständig erhaltene Papstornat der Welt.

Am 26. Januar 1943 wurde Joseph Otto Kolb (1943 - 1955) zum neuen Erzbischof ernannt.

Ab 1944 wurden in Bamberg die Luftschutzmaßnahmen intensiviert. Bamberg galt zwar bei den Alliierten nicht als Hauptziel ihrer Luftangriffe, so wie Nürnberg oder Schweinfurt, war aber durchaus als Ausweichziel genannt. Außerdem stieg mit zunehmender Luftüberlegenheit der Amerikaner und Briten über Deutschland auch die Gefahr für Bamberg Ziel von Bomberangriffen zu werden. Im Zuge dessen wurden u.a. auf dem Domplatz, am Kaulberg und dem Schönleins Platz Löschteiche angelegt. Des Weiteren wurden an verschiedenen Stellen der Stadt Lauf,- und Deckungsgräben ausgehoben. Da auch die Deutschen Behörden die Gefahr für Luftangriffe auf Bamberg gering einschätzten war die Flakabwehr der Stadt sehr gering. Außerdem war die Bevölkerung, nach zahlreichen Fehlalarmen, abgestumpft und recht sorglos. Viele vertrauten auf Kunigundes schützenden Schleier, doch der sollte bis Kriegsende einige Löcher bekommen.

Die Bamberger Stadtverwaltung meldete am 21. Februar 1944 an die Gestapo nach Nürnberg, dass in Bamberg noch 12 Juden in "Mischehen" und 26 jüdische Mischlinge 1. Grades wohnhaft seien.

Am 31. März 1944 fielen die ersten Bomben auf Bamberg. Ein englisches Bombergeschwader, welches Nürnberg angreifen sollte, war in schlechtes Wetter geraten und von deutschen Jagdflugzeugen attackiert worden. Auch über Bamberg kam es zu Luftkämpfen, ein bedrängter Bomber entledigte sich seiner schweren Last und eine 8000-Pfund Bombe nebst einigen Stabbrandbomben schlugen in der Kirschäckerstrasse ein, doch ohne größeren Schaden anzurichten.

Der 1902 geborene Bamberger Rechtsanwalt Hans Wölfel wurde am 3. Juli 1944, wegen angeblicher Wehrkraftzersetzung in Brandenburg, hingerichtet. Zehn Monate zuvor war er von einer 21- jährigen BDM-Führerin denunziert worden. Wölfel hatte, wie viele Deutsche, Zweifel am siegreichen Ausgang des Krieges, nur machte er den Fehler, diese Zweifel an falscher Stelle zu äußern. Als Gymnasiast wurde er Mitglied eines Freikorps welches zunächst die bayrische Regierung in Bamberg beschützte und dann in München gegen die Räterepublik kämpfte. Ab 1922 studierte Wölfel Rechtswissenschaften in München und Würzburg. Der 62. Kirchentag 1922 in München und Wölfels Mitgliedschaft in verschiedenen katholischen Studentenverbindungen prägten sein religiöses und politisches Weltbild und brachten ihn schon bald in Opposition zu den Nazis. 1929 ließ er sich mit seiner jüdischen Ehefrau Elisabeth Rauh in Bamberg als Rechtsanwalt nieder. 1932 rief er die Katholiken dazu auf Hitler bei den Reichspräsidentschaftswahlen nicht zu wählen. Kurz nach der Machtergreifung 1933 durchsuchte die Polizei Wölfels Wohnung und Geschäftsräume. Als Rechtsanwalt hatte er zahllosen Regimegegnern beigestanden und scharte im Wölfel-Kreis gleichgesinnte um sich. Ab 1934 oder 1935 war er Mitglied der Robinson-Strassmann-Gruppe, Neben Wölfel gab es noch 15 weiter Mitglieder in Oberfranken. Außerdem hatte er Kontakte zu Gruppen wie "Die Deutsche Opposition", die für ein anständiges Deutschland nach den Nazis plante, und dem "Kreisauer Kreis" der wiederum Kontakte zum militärischen Widerstand gegen Hitler hatte.

Claus Graf Schenk von Stauffenberg wagte am 20. Juli 1944 das Attentat auf Hitler. Nachdem der Anschlag fehlgeschlagen war wurde Claus Schenk Graf von Stauffenberg gemeinsam mit Werner von Haeften, Albrecht Ritter Merz von Quirnheim und Friedrich Olbricht im Hof des Bendlerblocks erschossen. Diese vier Offiziere waren die ersten Opfer von Hitlers Rachefeldzug, zahllose Mitverschwörer wurden verfolgt, eingesperrt, misshandelt, in Schauprozessen abgeurteilt und hingerichtet. Auch Stauffenbergs Familie wurde am 1. August in Sippenhaft genommen. Seine Frau musste mehrere Inhaftierungen über sich ergehen lassen. Ihre vier Kinder wurden ihr weggenommen, ein fünftes brachte Sie während ihrer Haft zur Welt. Nach dem Krieg fand die Familie wieder in Bamberg zusammen. Nina Schenk von Staufenberg verbrachte ihr ganzes Leben in Bamberg und bemühte sich sehr um den Denkmalschutz in ihrer geliebten Stadt. Heute erinnert eine Schule, die den Namen Stauffenbergs trägt, an die mutige Tat des militärischen Widerstandes.

Im August 1944 wurde die Produktion von Zündkerzen und Einspritzanlagen der Firma Bosch, sowie elektronischer Spezialartikel für Feuerleitanlagen der Firma Wieland, in die Stollen unter den Stephansberg verlegt. Die Stollen waren durch den Abbau von Scheuersand entstanden. Die Gesamtlänge der Stollen beträgt über 12 Kilometer und ein Teil davon kann heute noch besichtigt werden.

Beim zweiten Bombennotabwurf von Stabbrandbomben und Luftmienen über Bamberg am 2. Januar 1945 war das Haingebiet betroffen, neben zahlreichen leichtverletzten war der erste Luftkriegstote zu beklagen. U.a. wurde das Gebäude des Staatsarchivs beträchtlich in Mitleidenschaft gezogen, daneben gab es 517 Schadensmeldungen.

Am 16. Januar 1945 fielen erneut Bomben aufs Haingebiet, diesmal ohne Opfer oder größere Schäden zu verursachen.

Ein weiteres sinnloses Opfer dieses Krieges mussten 155 alte Männer des Bamberger Volkssturmes bringen. Sie wurden am 22. Januar 1945 an die Ostfront verbracht um Deutschland den "Endsieg" zu bringen. 100 von ihnen mussten diesen Wahnsinn mit dem Leben bezahlen oder blieben vermisst.

Am 14. Februar 1945 wurde Bamberg in den Luftangriff auf Dresden und Chemnitz hineingezogen. 33 Bomber der 94. Bombergruppe hatten wegen Schlechtwetter ihr eigentliches Ziel Chemnitz aus den Augen verloren und nahmen nach zwei Kurskorrekturen das Ausweichziel Bamberg ins Visier. Um etwa 13.20 Uhr warfen die Bomber rund 210 Sprengbomben a 500 Pfund und 150 Container mit insgesamt etwa 13000 Stabbrandbomben über dem Bahnhofsgebiet nebst angrenzendem Wohngebiet ab. Bei diesem Bombardement kamen 94 Menschen ums Leben, unter den Opfern waren zahlreiche Schüler aus dem Bamberger Umland, die auf dem Bahnhofsvorplatz auf ihre Busse gewartet hatten. Erstmals war die Versorgung Bambergs mit Lebensmitteln, Brennmaterial und Baustoffen unterbrochen.

Am 22. Februar 1945 sollten die anglo-amerikanischen Bomberverbände unter dem Tarnnamen "Clarion" Verkehrsknotenpunkte in Deutschland angreifen, darunter auch Bamberg. Um 12.31 warfen 24 Flugzeuge der 95. Bombergruppe 348 Sprengbomben mit 500 Pfund ab, doch das sollte nicht der einzige Abwurf dieses Tages bleiben. Um 12.52 Uhr warfen die 25 Bomber und 4 Pfadfinder der 493. Bombergruppe, die ihre Ziele in Gera verpasst hatten, 300 Sprengbomben ebenfalls auf das Bahnhofsgebiet ab. Um 13.08 Uhr erfolgte der dritte Luftangriff dieses Tages. Die Squadron A der 385. Bombergruppe hatte ihre Ziele in Zwickau nicht erreicht und ebenfalls Bamberg als Ausweichziel gewählt. Als um 15.16 Uhr Entwarnung gegeben wurde waren 216 Menschen tot, 54 davon waren im Stephansberg ums Leben gekommen, weil eine Sprengbombe mit Verzögerungszünder eine 5 Meter dicke Überdeckung durchschlug. Neben dem Bahnhofsbereich waren der Stephansberg und der Kaulberg, die Obere Pfarre war wie durch ein Wunder verschont geblieben, stark betroffen. Auch die Innenstadt mit dem Obstmarkt, Grünen Markt, der Langen Straße und Keßlerstraße hatte schwere Treffer erhalten, so waren die Alte Maut und die städtische Altane komplett zerstört. Ebenso waren viele Häuser zwischen Wunderburg und Marienplatz betroffen. Die Erlöserkirche war nach einem Volltreffer gänzlich zerstört worden und nur mit viel Glück hatten Hunderte Schutzsuchende im Keller der Kirche, dessen Decke nach der Explosion eine Delle aufwies, überlebt.

Am 5., 8. und 10. April 1945 wurde Bamberg von Tieffliegern angegriffen. Unter anderem wurde die Heeres Munitionsanlage beschossen und es kam zu mehreren Explosionen von Munitionshäusern.

Am 06. April 1945 hielt Kreisleiter Zahneisen noch eine markige Rede vor einer Abteilung des Volkssturmes.

Noch am 7. April 1945 wurden zwei Soldaten in Bamberg, von einem Standgericht wegen Fahnenflucht abgeurteilt und hingerichtet.

Zwar war Bamberg als Teil der sogenannten Juralinie zur Festung erklärt worden und Gauleiter Wächtler hatte in Bayreuth befohlen die Stadt bis zum letzten Mann zu verteidigen, doch setzten sich namhafte Bürger, wie Weihbischof Landgraf und Erzbischof Kolb, Kirchenrat Bruglocher oder der Chef des Krankenhauses Lobenhoffer dafür ein Bamberg nicht bis zum Letzten zu verteidigen. So konnte eine Verlegung von SS-Truppen in die Stadt, sowie die Sprengung der Munitionsanstalt in der Geisfelder Straße verhindert werden. Aber die verworrene Befehlsgewalt zwischen Wehrmacht und SS-Führung machte die Lage in Bamberg, als die 7. US Armee aus Richtung Schweinfurt heranrückte, sehr gefährlich.

Am Morgen des 10. April sprengten übereifrige deutsche Pioniereinheiten fast alle Bamberger Brücken, was zum einen sinnlos, zum anderen in der Nachkriegszeit eine schwere Bürde für die Stadt war. Die Obere Mühlbrücke jedoch war, vor der Sprengung, von ihren Eigentümern abgebaut und so vor der Zerstörung bewahrt worden. Der Notsteg am Mühlwörth war von einer älteren Frau, unter Lebensgefahr gerettet worden. Sie hatte eine bereitgelegte Bombe einfach mit dem Fuß ins Wasser gestoßen.

Als am Morgen des 13. April 1945 die amerikanischen Truppen die Außenbezirke der Stadt erreichten, hatten sich der Stadtkommandant Oberst Körner, Reste der Verteidiger und die NS-Kreisleitung nach Süden abgesetzt. Das 180. amerikanische Infanterieregiment der 45. US-Infanteriedivision näherte sich von Hallstadt aus und stieß nur bei der Panzerkaserne in der Zöllnerstraße auf nennenswerten Widerstand. Bis zum Abend kontrollierten die US-Truppen das gesamte Gebiet rechts der Regnitz, nur die zerstörte Kettenbrücke und vereinzelter Infanteriebeschuss vom Inselgebiet aus, zwangen die Amerikaner hier einen Brückenkopf zu errichten, dennoch übergab der kommissarische Bürgermeister Dr. Böhm formell die Stadt. Inzwischen war das 15. amerikanische Infanterieregiment der 3. US-Infanteriedivision über Bischberg und Gaustadt in Richtung Zentrum vorgerückt. Bis 20.40 Uhr hatten die Amerikaner eine Pak-Stellung in der Kaliko, Scharfschützen und einige Widerstandsnester niedergekämpft. Am folgenden Tag um 8 Uhr war der letzte Widerstand an der Kettenbrücke gebrochen und das ganze Stadtgebiet besetzt worden. Dennoch fanden bei den Kämpfen in der Stadt 23 deutsche Soldaten und 4 Zivilisten den Tot, außerdem wurden rund 91 Gebäude durch amerikanische und deutsche Artillerie bzw. Panzergranaten beschädigt oder Zerstört, selbst deutsche Flugzeuge warfen noch Bomben ab oder feuerten mit Bordwaffen in die Stadt.

Die Amerikaner übernahmen sofort nach der Besetzung, neben der Lagarde Kaserne, auch die Heeres-Munitionsanstalt und betrieben das Munitionslager als Ammunition Depot Bamberg weiter. Die MUNA ist heute Teil der Konversionsmasse die nach dem Abzug der amerikanischen Truppen 2014 entstanden ist.

Am 16. April 1945 setzte der Gouverneur der amerikanischen Militärregierung, den von den Nazis 1933 aus dem Amt gedrängten Oberbürgermeister Luitpold Weegmann wieder in sein Amt ein. Er sollte das Amt bis 1958 ausfüllen. Ihm zur Seite stand Dr. Thomas Dehler, der ein Bürgerkomitee als Stadtratsersatz leitete. Dr. Dehler hatte 1916 am Alten Gymnasium in Bamberg Abitur gemacht, später Jura studiert und ab 1926 in Bamberg eine Anwalts-Kanzlei, zunächst in der Hainstraße, dann in der Willy-Lessing-Straße. Der streitbare Geist war Mitglied der DDP (Deutschen Demokratischen Partei) und der Freimaurer Loge. Während der Nazizeit eckte er nicht zuletzt wegen seiner Ehe mit einer Jüdin mehrfach an. Am 1. Juni 1945 wurde Thomas Dehler zum Landrat und Generalstaatsanwalt am Oberlandesgericht Bamberg von der Militärregierung ernannt. 1947 wurde er Präsident des Oberlandesgerichtes und Mitglied der FDP, deren Bundesvorsitzender er von 1954 bis 1957 wurde. 1949 bis 1953 war Dehler Leiter des Bundesjustizministeriums unter Konrad Adenauer.

Bei der Explosion eines zurückgelassenen Munitionszuges am Pfisterberg am 19. April 1945 verloren 17 Bamberger ihr Leben.

Nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 wurde auch in Bamberg eine traurige Bilanz gezogen. 276 Gebäude und 4 Brücken waren völlig zerstört, ca. 360 Gebäude und 5 Brücken schwer beschädigt und rund 3946 Gebäude waren leicht beschädigt. Von 16000 Wohnungen waren ca. 10% unbrauchbar und etwa 2400 beschädigt. 6800 Bamberger wurden obdachlos. Hinzu kamen Tausende Flüchtlinge aus dem Osten. Schwerwiegender jedoch waren die Menschlichen Verluste. 425 Zivilisten wurden durch Bombenangriffe oder Kampfhandlungen getötet. 1992 Soldaten aus Bamberg fielen an den Fronten des Zweiten Weltkriegs, 1642 blieben für immer vermisst. Die jüdische Gemeinde war zerstört, aus den Vernichtungslagern kehrten nur drei Frauen nach Bamberg zurück.
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Nachkriegszeit bis zur Gegenwart

Die im Oktober 1939 von den Nazis geschlossene Philosophisch-Theologische Hochschule konnte am 10. Oktober 1945 ihre Arbeit wiederaufnehmen. In begrenztem Rahmen konnte man auch Rechts- und Staatswissenschaften, Pharmazie und Chemie in Bamberg studieren.

Aus dem, von den Nazis gleichgeschalteten und bei Kriegsende von den Amerikanern eingestellten, "Bamberger Tagblatt" wurde der "Fränkische Tag". Die erste Ausgabe erschien am 08. Januar 1946.

Am 26. Mai 1946 fanden die ersten Stadtratswahlen nach dem Krieg statt. Bei einer Wahlbeteiligung von 89,09 % wurde die CSU die stärkste Kraft.

1946 siedelten sich zwei Textilfabriken aus der Ostzone bzw. den Sowjetisch kontrollierten Gebieten, die Kohlhaas Fabriken und die Greiff-Werke, in Bamberg neu an.

Die Markusbrücke sowie die Marienbrücke konnten 1946 wieder befahren werden.

Die meisten Mitglieder des Deutschen Philharmonischen Orchesters Prag konnten nach ihrer Flucht aus dem Osten in Bamberg Fuß fassen. Als "Bamberger Symphoniker" gaben sie am 16. September 1946 ihr erstes Konzert im ehemaligen Dominikanerkloster im Sand - eine Notlösung - und vielleicht mit ein Grund dafür, dass die Symphoniker viel reisten und sich einen Weltweit hervorragenden Ruf erspielen konnten, der bis heute anhält. 2003 wurden die Bamberger Symphoniker zu Bayrischen Staatssymphonikern.

1947 kehrte das Grabmal von Papst Clemens II. (1046 - 1047) an seinen angestammten Platz im West Chor des Doms zurück. Zum Schutz vor Beschädigung durch Kriegseinwirkungen war das Grab ausgelagert worden. Zum gleichen Zweck war der Bamberger Reiter, da man ihn nicht abbauen konnte, mit einer 300 Zentnerschweren Betonplatte überdacht und einer 64 cm starken Mauer umgeben worden.

1948 wurde Capitain Nathan R. Preston Chef der Bamberger Militärregierung, ein Glücksfall für die Stadt, denn Preston schloss Bamberg so sehr in sein Herz, dass er für die Stadt alles tat was in seiner Macht stand. Am Ende seiner Dienstzeit 1956 kehrte er nach Bamberg zurück um hier seinen Lebensabend zu verbringen.

Am 23. Mai 1949 ging mit der Gründung der Bundesrepublik die amerikanische Militärregierung zu Ende, die Soldaten aber blieben, denn der Kalte Krieg war in vollem Gange. Die G.I.s sollten bis zu ihrem Abzug 2014 ein prägender Teil der Stadtgesellschaft bleiben. Heute sind keine Soldaten mehr in Bamberg stationiert, dafür gibt es eine Schule der Bundespolizei.

1949 konnten die Löwenbrücke, ein Jahr später auch die Luitpoldbrücke, wieder für den Verkehr freigegeben werden.

1950 hatte die Stadt 75212 Einwohner.

Die Sandkirchweih wurde 1950 zu Ehren der Weihe der Elisabethenkirche erstmals gefeiert, außerdem wurde der Brauch des Fischerstechens wiederbelebt. Ein Brauch der urkundlich mindestens bis 1498 zurück reicht.

Zwischen 1950 und 1956 wurden sechs neue Kinos in Bamberg eröffnet. Das erste war das Casino am Oberen Kaulberg welches aber schon 1962 wieder aufgeben musste. 1954 kam der Hainpalast in der Hainstraße und das Lichtspiel in der Königstraße hinzu. 1955 folgte die Camera in der Langen Straße, 1956 das Central in der Luitpoldstraße und das Eden in der Zollnerstraße.

Mit dem Tod des letzten Besitzers von Schloss Seehof, Freiherrn von Zandt, 1951 begann der Ausverkauf der von Ferdinand Tietz geschaffenen Skulpturen, diese mussten später mühselig wiederbeschafft werden.

Am 01. November 1952 segnete Erzbischof Joseph Otto den Grundstein von St. Kunigunde in der Gartenstadt. Richtfest war im Juli 1953 und schon im Oktober der Innenausbau fertig.

Acht Jahre nach Kriegsende am 5 Dezember 1953 konnte die Kettenbrücke wiedereröffnet werden.

1955 übernahm Josef Schneider (1955-1976) das Amt des Erzbischofs.

1955 musste das 1892/93 erbaute Schützenhaus am Schönleins Platz einem Neubau der Stadtsparkasse weichen. Leider war der Denkmalschutz zu diesem Zeitpunkt noch nicht so fest in Bamberg verwurzelt wie heute.

In den 50er Jahren mussten zahlreiche Weichen für die Stadtentwicklung gestellt werden. Sollte Bamberg, wie zahllose andere deutsche Städte autogerecht umgebaut werden oder die Altstadt in ihrem Ursprung erhalten bleiben. Zum Glück gab es nur punktuelle Bausünden, wenn auch schmerzhafte Eingriffe ins Stadtbild. Auch wenn der Bamberger Mundartdichter C. Krischker anmerkt - vom Krieg verschont vom Stadtrat nicht -. Am Ende konnten sich die Denkmalschützer durchsetzen und die Stadt setzte 1956 erfolgreich das "Bamberger Modell" ins Werk. Die Eigentümer von zu sanierenden Häusern wurden mit etwas Geld und sehr viel Beratung beim Erhalt ihrer Denkmäler unterstütz.

1956 konnte die Holzkonstruktion der Oberen Brücke durch eine ordentliche Steinbrücke in ihren vorkriegszustand zurückgeführt werden.

Die Wohnungsnot und der Flüchtlingszustrom, nach Kriegsende waren rund 20000 in die Stadt gekommen, führten dazu, dass in der Gereuth ein Barackenviertel, das sogenannte Scherbenviertel entstand. 1957 wurden die Baracken abgerissen, die Bewohner umgesiedelt und 365 städtische Wohnungen neu gebaut.

1962 wurden die letzten 45 Wohnungen in der Alten Hofhaltung aufgelöst.

Mit der Fertigstellung des Rhein-Main-Donau-Kanals wurde in Bamberg ein neuer Hafen nötig. Dieser wurde am 25. September 1962 in Betrieb genommen.

Vom 13.-17. Juli 1966 fand der 81. Deutsche Katholikentag in Bamberg statt. Der Kongress stand noch stark unter dem Eindruck des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965).

Bis 1964 war das Eisgerüst der Spezial Brauerei auf dem Oberen Stephansberg in Betrieb. Das Gerüst wurde bei Frost mit Wasser besprüht, sodass über den Winter ein Geschlossener Eisblock entstand. Von diesem wurden dann Stücke abgeschlagen und in den Bierkeller eingelagert.

1967 erhielt der neue Stadtteil Gereuth seine eigene Kirche St. Wolfgang.

1967 wurde endlich die Untere Brücke, leider durch eine unglückliche Betonkonstruktion, wiederhergestellt.

1968 gründet sich im Kampf um den Denkmalschutz die "Schutzgemeinschaft Alt Bamberg e.V.". Aufhänger war der Abbruch des "Hauses zum Marienbild", welches am Fuß des Kaulbergs in die Fahrbahn ragte und den Verkehr stark behinderte. Die Schutzgemeinschaft ihrerseits bemüht sich bis heute und mit mehr Erfolg als damals um den Erhalt der Bamberger Denkmäler.

1969 wurde St. Josef im Haingebiet geweiht.

1969 bis 1972 leitete der Bamberger Archäologie Professor Walter Sage sehr umfangreiche Ausgrabungen im Bamberger Dom. Er konnte die Fundamente der ersten Kirche auf dem Domberg nachweisen und dass sich die Folgenden Dome an deren Ausrichtung orientierten, dass der Otto-Dom vom Grundriss dem Heinrich-Dom folgte, der Heinrichs-Dom einen Schmuckfußboden aus Opus sectile hatte, u.v.a. mehr.

Die Bamberger Universität blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. 1648 Gründung, mehrfach umgestaltet, beschnitten, ja sogar 1803 aufgelöst, doch im Kern nie ganz verschwunden, kehrte Sie 1972 als Gesamthochschule ins Leben zurück und wurde 1979 in Universität Bamberg umbenannt.

1973 feierte die Stadt ihr tausendjähriges bestehen mit zahlreichen Veranstaltungen und einem großen Umzug in historischen Gewändern. Es war auch der Startschuss für die seither jährlich stattfindenden Calderon Festspiele.

Im Jahr 1973 schlossen sich drei Städte zu der "Arbeitsgemeinschaft Bamberg- Lübeck- Regensburg" zusammen. Zwei Jahre später wurden sie zu Beispielstädten für den europäischen Denkmalschutz erklärt.

1975 übernimmt der bayerische Staat das arg mitgenommene Schloss Seehof. Heute beheimatet die sanierte Anlage eine Außenstelle des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.

1976 folgte Elmar Maria Kredel (1976-1994), Josef Schneider auf dem Stuhl des Erzbischofs.

1976 wurde ein Großteil der Insel rund um St. Martin zur Fußgängerzone umgestaltet. Der eingeschlagene Weg des Denkmalschutzes in kleinen Schritten (Bamberger Modell) wurde 1977 mit der "Europamedaille für Denkmalpflege" belohnt. Bamberg war die erste deutsche Stadt die diese Ehrung erringen konnte, 1979 folgte eine Goldmedaille beim Wettbewerb "Stadtgestaltung und Denkmalschutz".

1979 gründete ein Förderverein das Fränkische Brauereimuseum Bamberg auf den Michelsberg.

Schon 1980 stellte Bamberg den ersten Antrag zur Aufnahme in die Welterbeliste der UNESCO, doch sollte es bis 1993 dauern bis Bamberg zum Weltkulturerbe erklärt wurde.

1981 wurde das gesamte Altstadtgebiet mit einer Fläche von 434 Hektar und über 2200 Gebäuden unter staatlichen Schutz gestellt.

Die Möglichkeiten das Alte Krankenhaus von 1789 zu erweitern waren in den 1970er Jahren endgültig an Grenzen gestoßen und die alten Bauten hielten modernen Standards nicht mehr stand. Deshalb wurde ein Neubau ins Auge gefasst und im März 1984 konnte in das Klinikum am Bruderwald umgezogen werden. Das Alte Krankenhaus beherbergt heute ein Welcome Hotel. In den Chirurgischen Pavillon zog 1991 das Stadtarchiv Bamberg.

1987 brachte der Zentrale Omnibusbahnhof kurz ZOB an der Promenade etwas Ordnung in den Bamberger Busbetrieb.

1988 fanden sich rund 2000 Teilnehmer zum 37. Deutschen Historikertag in Bamberg ein.

Am 18. Juni 1989 wurde St. Urban, der jüngste Kirchenbau der Stadt feierlich konsekriert.

1993 durften die Bamberger Symphoniker in ihr neues Domizil, die Konzert- und Kongresshalle "Symphonie an der Regnitz, umziehen. Die Räume im ehemaligen Dominikanerkloster waren den weltberühmten Symphonikern und ihren Zuhörern nicht mehr zuzumuten. Heute befindet sich dort die Aula der Otto-Friedrich-Universität.

/ 1995 übernahm Karl Braun (1995-2001) das Erzbischofsamt.

Seit 1995 beherbergt das Alte Rathaus eine Dauerleihgabe der Sammlung Ludwig. Unter dem Titel "Glanz des Barock" werden erstklassige Straßburger Fayencen sowie erlesenes Porzellan gezeigt.

1998 nahm das Künstlerhaus Concordia seine Arbeit auf.

2002 wurde Ludwig Schick (2002-2022) Bambergs Erzbischof.

2003 wurde die Sanierung des E.T.A. Hoffmanntheaters abgeschlossen.

2007 fanden die Feierlichkeiten zum 1000-jährigen Bestehen des Bistums Bamberg statt.

2012 richtete Bamberg die Landesgartenschau aus. Das Gelände der ehemaligen Baumwollspinnerei in Gaustadt wurde gänzlich umgestaltet. Die Fabrikgebäude beherbergen heute ein Studentenwohnheim, Unterrichtsräume und eine Bibliothek der Uni.
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